von Excubitor » Fr 9. Dez 2016, 21:08
Leider muss ich wieder von der ARGE in der mutmaßlich asozialsten Stadt Deutschlands (wenigstens NRWs) berichten: Hier vernichtet man anscheinend kleine Selbstständige mit einer Selbstverständlichkeit die nur in einem Asozialstaat in dieser Form vorhanden sein kann. Während man asoziale Zeitgenossen, die ihr Dasein mit Saufen, Rauchen, Fernsehen und Party machen beschäftigt sind kaum behelligt und denen anstandslos das Geld auszahlt lässt man wohl Menschen, die tagtäglich aufstehen und sich abmühen um aus dieser Hartz IV-Mühle herauszukommen hungern, indem man ihnen einfach mal gar kein Geld auszahlt weil angeblich die Prognosedarstellung nicht ausreicht. Zur Erklärung: Jeder selbstständige Hartz IV -Empfänger muss jedes halbe Jahr für das nächste eine Selbsteinschätzung und Zukunftsprognose seiner Unternehmung abgeben. Was aber dann mit der Beurteilung geschieht grenzt nicht nur daran, sondern ist anscheinend pure Willkür. Ohne dezidierte Gründe anzugeben warum, streicht man, so wie es aussieht, einfach die Bezüge mit der lapidaren Begründung, das reiche nicht aus... Unfassbar.
Was für Leute dort arbeiten, bzw. wie dort mutmaßlich vorgegangen wird veranschaulicht folgendes Beispiel: In einem Telefonat wurde der Hartz IV-Bezieher gefragt was er denn genau mache, woraufhin dieser eigenen Angaben zufolge einen seiner Berufszweige kurz und präzise so dargestellt hat, dass er Nahrungsergänzungsmittel vertreibe, die von einem Hersteller an ihn geliefert werden, er sie dann etikettiert und an die Kunden versendet. Daraufhin die Bemerkung der Hartz IV Sachbearbeiterin; "Das verstehe ich nicht". Er erklärt es nochmal in so einfachen Worten wie möglich. Wieder dieselbe Bemerkung, Um es abzukürzen erfolgte das Ganze noch weitere Male in gleicher Art und Weise. Mit Verlaub, da in einem solchen Job erstens jemand eigentlich nicht so dämlich sein kann, bzw. wenigstens nicht so dämlich sein darf, kann man doch nur vermuten, dass hier Absicht dahintersteht, solche Gespräche abzuwürgen und die Hartz-IV-Bezieher zu zermürben. Es würde mich angesichts dessen, was ich hier schon alles berichtet habe nicht wundern, wenn es dazu nicht sogar eine inoffizielle "Dienstanweisung" gäbe. Ansonsten müsste man annehmen, dass die Sachbearbeiterin, und das ist kein Einzelfall, wirklich für den Job absolut ungeeignet ist.
Bei Selbstständigen, die gerade dabei waren einen Neuanfang zu wagen, sich von der ARGE Geld geliehen haben, soll man dieses nach einem halben Jahr just in dem Augenblick zurückgefordert haben, als sich diese gerade in der Umbruchphase befanden, dass es sich gerade begann zu rentieren. Anders ausgedrückt, nicht nur einem, sondern mehreren Selbstständigen wurde die Existenz quasi unter den Füßen weggezogen und sie mussten mutmaßlich wegen der ARGE von vorn beginnen.
Zugabe: Bei einem weitern Anruf mit dem der oben erwähnte Hartz-IV Bezieher auf seine, nun ohne Geld, akute Notlage aufmerksam machen wollte, wurde ihm seinen glaubhaften Angaben zufolge gesagt: "Wenn Sie bis 12.00 Uhr hier sind kann ich Ihnen einen Lebensmittelgutschein geben". Nur war die Strecke aus einem Außenstadtteil ins Zentrum in den da verbleibenden 28 Minuten ohne eigenes Fahrzeug nicht zu schaffen... (Das ist schon mehr als zynisch, fast schon pervers.)
Diese Dinge und weitere müssen unbedingt einer greiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Denn das ist Asozialstaat pur und völlig inakzeptabel. Denn damit wird das gesamte bundespolitische Sozialstaats-Geschwafel zur reinen Farce.
Und Einzelfälle sind das auch nicht, da mir allein aus Hagen einige solcher Fälle bekannt sind.
Die lokalen Medien-Vertreter haben anscheinend einen Maulkorb in solchen Angelegenheiten erhalten oder sind zu feige darüber zu berichten. Auch da liegt einiges im Argen.
Damit das nicht in Vergessenheit gerät: Die gesamte Hartz-IV Regelung ist anscheinend von irrealen Träumern entworfen oder von Zynikern zusammengestellt worden, denn daran ist so gut wie nichts der Realität angepasst: Hierzu zwei Beispiele: Um aus der Hartz IV Falle zu kommen muss man sich, insbesondere als Selbstständiger selbstverständlich fortbilden, doch wie soll das gehen? Im Hartz IV-Betrag sind 1,55 € pro Monat(!) für Bildung vorgesehen. Davon kann man gerade zwei "Bild"-Zeitungen kaufen. Für Kleidung, Schuhe, Reparaturen und Instandhaltungen sind 34,00 € vorgesehen. Das bedeutet: Unter Verzicht auf Kleidung, Schuhe und Instandhaltungen (der Wohnung) müsste man schon ein Vierteljahr sparen um nur eine recht kleine Waschmaschinenreparatur ausführen lassen zu können. Das ist alles völlig unrealistisch und endet in asozialem Elend, alles nur eine Frage der Zeit. Nicht einmal eine halbwegs gesunde Ernährung ist davon möglich, was der Hartz IV -Betrag hergibt.
Wie viele andere Themenstränge ebenfalls eindrucksvoll belegen, kann man in diesem verkommenen Land kaum so viel esssen, wie man kotzen möchte.
© TU Graz Solidarität mit den Menschen in der UkraineWer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. (Berthold Brecht)