Zeitarbeit in der Pflegebranche

Themensammlung "Pflegenotstand"
icke

Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von icke »

Leiharbeiter in der Pflege bekommen etwa 1000 Euro weniger im Monat als Festangestellte. Dies geht aus der Antwort der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann (LINKE) hervor.

Demnach verdienten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen im Bereich der Leiharbeit als Vollzeitbeschäftigte durchschnittlich 2047 Euro brutto im Monat. Ihre fest angestellten Kolleginnen erhielten hingegen 3014 Euro brutto. Obwohl die Arbeitsbelastung dieselbe war, betrug der Lohnunterschied zwischen beiden Gruppen fast 1000 Euro. Wobei viele Leiharbeiter im Pflegebereich noch schlechter entlohnt wurden. Mehr als 45 Prozent von ihnen lagen unterhalb der bundeseinheitlichen Niedriglohnschwelle von 1973 Euro.

Im Bereich der Altenpflege ist die Entlohnung noch mieser. Hier lag der Niedriglohnanteil bei den Leiharbeitskräften bei 56 Prozent. Unter den fest Beschäftigten lag die Quote bei 35,9 Prozent. Der Verdienst als Leiharbeitskraft betrug durchschnittlich 1879 Euro brutto im Monat.

http://www.presseportal.de/pm/59019/296 ... pflege/rss
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Livia
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Re: Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von Livia »

icke hat geschrieben:Leiharbeiter in der Pflege bekommen etwa 1000 Euro weniger im Monat als Festangestellte. Dies geht aus der Antwort der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten ****** Zimmermann (LINKE) hervor.

Demnach verdienten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen im Bereich der Leiharbeit als Vollzeitbeschäftigte durchschnittlich 2047 Euro brutto im Monat. Ihre fest angestellten Kolleginnen erhielten hingegen 3014 Euro brutto. Obwohl die Arbeitsbelastung dieselbe war, betrug der Lohnunterschied zwischen beiden Gruppen fast 1000 Euro. Wobei viele Leiharbeiter im Pflegebereich noch schlechter entlohnt wurden. Mehr als 45 Prozent von ihnen lagen unterhalb der bundeseinheitlichen Niedriglohnschwelle von 1973 Euro.

Im Bereich der Altenpflege ist die Entlohnung noch mieser. Hier lag der Niedriglohnanteil bei den Leiharbeitskräften bei 56 Prozent. Unter den fest Beschäftigten lag die Quote bei 35,9 Prozent. Der Verdienst als Leiharbeitskraft betrug durchschnittlich 1879 Euro brutto im Monat.

http://www.presseportal.de/pm/59019/296 ... pflege/rss
Bei uns nennt man diese Arbeitnehmer Kurzarbeiter, finde ich ein bisschen schöner als Leiharbeiter. ;) Zur Kritik möchte ich anfragen, wie gross der Unterschied der Arbeitszeit ist was nicht erwähnt wird, nur der Lohnunterschied. Wenn Kurzarbeiter weniger Zeit arbeiten wird doch der Lohn auch Zeitgemäss abgerechnet, dann wäre diese Rechnung nicht unbedingt falsch oder ?
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

Erich Fromm
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AlexRE
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Re: Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von AlexRE »

Livia hat geschrieben: (...) weniger Zeit arbeiten wird doch der Lohn auch Zeitgemäss abgerechnet, dann wäre diese Rechnung nicht unbedingt falsch oder ?
Für Leiharbeiter gelten andere Tarifverträge als für die fest angestellten Arbeitnehmer aller Branchen. Danach verdienen sie sehr wohl deutlich weniger als andere Arbeitnehmer in der gleichen Zeit für die gleiche Arbeit. In Deutschland ist das jedenfalls normal. Ob sich Schweizer so etwas gefallen lassen, weiß ich nicht, möchte ich aber bezweifeln.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Livia
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Re: Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von Livia »

AlexRE hat geschrieben:
Livia hat geschrieben: (...) weniger Zeit arbeiten wird doch der Lohn auch Zeitgemäss abgerechnet, dann wäre diese Rechnung nicht unbedingt falsch oder ?
Für Leiharbeiter gelten andere Tarifverträge als für die fest angestellten Arbeitnehmer aller Branchen. Danach verdienen sie sehr wohl deutlich weniger als andere Arbeitnehmer in der gleichen Zeit für die gleiche Arbeit. In Deutschland ist das jedenfalls normal. Ob sich Schweizer so etwas gefallen lassen, weiß ich nicht, möchte ich aber bezweifeln.
Ich weiss ja dass in DE vieles anders ist als bei uns, wollte aber trotzdem nachfragen. ;) Wir nennen sie Temporärarbeiter.
Die zunehmende Qualifikation der Temporärarbeitenden zahlt sich aus. Der Anteil der Mitarbeitenden, die einen Stundenlohn von über 30 Franken erhalten, stieg seit der letzten Befragung von einem Viertel auf über einen Drittel der Beschäftigten. Am häufigsten wurde ein Lohn zwischen 25 und 30 Franken verdient, das sind fünf Franken mehr pro Stunde als vor vier Jahren. Auch der Anteil der Stundenlöhne, die über den im GAV Personalverleih vereinbarten Mindestlöhnen liegt, hat zugenommen. Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Zufriedenheit der Mitarbeitenden: 71% finden ihren Stundenlohn angemessen oder sogar mehr als angemessen.
http://www.moneycab.com/mcc/2015/03/24/ ... r-schweiz/

Ich habe mich jedoch nicht richtig ausgedrückt, :oops: Kurzarbeit ist wieder etwas ganz anderes:

http://www.awa.zh.ch/internet/volkswirt ... rbeit.html
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

Erich Fromm
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Re: Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von Staber »

leiharbeiter--die-modernen-sklaven.jpg
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Re: Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von Rechtsssuchender »

Dass mit den Pflegeberufen ist meiner Ansicht nach sehr schlecht geregelt. Meine Mutter hat sich auch kaputt gearbeitet.
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AlexRE
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Re: Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von AlexRE »

Dafür ist die Zeitarbeit heute da. Es geht nicht mehr wie ursprünglich um die Abfederung von saison- oder krankheitsbedingten Anforderungsspitzen, sondern um die Umgehung von Arbeits-, Sozial- und Verfassungsrecht. Das Ergebnis ist selbstverständlich, dass Menschen sich kaputt arbeiten und dabei arm bleiben. Das ist der Sinn der Sache.
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Re: Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von icke »

Auf der Düsseldorfer Pflegemesse Rehacare wurden in diesem Jahr Maschinen vorgestellt, die den Pflegern bei der Betreuung helfen sollen, z. B. beim Anheben von älteren Menschen. Ein häufiger Grund warum Pflegekräfte häufig an Rückenleiden erkranken und den Job aufgeben müssen. Auf der Messe wurde unter anderem der Roboterarm vorgestellt, der die Pflegebedürftigen "füttern" kann. Diese Maschine eignet sich aber eher für Rollstuhlfahrer als für bettlägrige Menschen. Für diese Menschen ergibt sich so mehr Selbstständigkeit. Für Prof. Herbert Hockauf ist der immer stärkere Einsatz von solchen Hilfsmitteln der einzige Weg um in Zukunft alle Patienten angemessen versorgen zu können. Ein eventueller Nachteil in diesem Fall: technische Innovationen führten in der Vergangenheit häufig zu Rationalisierungen.

In Japan geht dieser Trend sogar noch weiter. Dort gibt es den Emotionsroboter Peppa, der mit den älteren Menschen Lieder singt, klatscht und sie unterhält. Nachteil: menschliche Wärme fehlt. Ich kenne derzeit auch einen Fall aus einem Pflegeheim. Eine Angestellte (AG benannte sich nach einem großen deutschen Philosophen der Aufklärung) erkrankte an Gebärmutterhalskrebs. Der AG wollte sie aber vor der Diagnose zum hauseigenen Arzt schicken, da er ihr nicht glaubte, obwohl es sich bei der Krebskranken um eine zuverlässige Mitarbeiterin handelte, die im Vergleich zu ihren Arbeitskollegen selten fehlte.

Peppa
https://www.google.de/webhp?sourceid=ch ... ns+Roboter

Pflegemesse
http://www.rehacare.de/

http://anerkennung-pflege.de/category/altenpflege/
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AlexRE
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Re: Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von AlexRE »

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Re: Zeitarbeit in der Pflegebranche

Beitrag von icke »

Mal eine Neuigkeit von dem Pflegedienst, welcher sich nach einem deutschen Philosophen benannte. In der Pflegebranche (Altenheime wie in Krankenhäusern) gibt es tatsächlich einen Fachkräftemangel. Besagter Arbeitgeber möchte in Berlin einige ältere Pflegekräfte entlassen, da sie ihm zu teuer sind.

Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzenden vom Marburger Bund, sagte kürzlich bei Maybrit Illner, dass die durchschnittliche "Verweildauer" von medizinischen Pflegekräften in Krankenhäusern trotz Ausbildung gerade mal sieben beträgt. Für Pflegekräfte in Altenheimen liegen leider mir leider keine Zahlen vor.
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