Joschka Fischer im BLICK-Interview über Christoph Blocher
«Egomanie eines älteren Herrn»
Publiziert: 05.05.2014
Interview: René Lüchinger
Der frühere deutsche Aussenminister Joschka Fischer spricht im grossen BLICK-Interview über das Ja zur Masseneinwanderungsinitiative, Christoph Blocher und Europa im Jahr 2024.
Christoph Blocher hat die jüngste Wahl zur Begrenzung der Einwanderung in die Schweiz knapp gewonnen. Man muss aber auch sehen: Das Land zählt 23 Prozent Ausländer, so viel wie kein anderes Land in Europa.
Mir hat kürzlich eine Schweizer Kollegin von den Grünen erklärt: Wenn das Land die ausländerrechtlichen Einbürgerungsregelungen der EU anwenden würde, wie sie etwa in Deutschland gelten, läge der Ausländeranteil etwa um die neun Prozent.
Das hiesse massiv einbürgern?
Das heisst gar nichts. Ich sage nur, der hohe Ausländeranteil ist zum Teil auch hausgemacht.
Das Resultat des jüngsten Urnengangs war ja kein Votum gegen die Ausländer. Die Schweiz hat auch kein Ausländerproblem. Es war ein Votum gegen die Zubetonierung. Gegen ungedrosseltes Wirtschaftswachstum, gegen diese Verökonomisierung des ganzen Landes. Und die Frage ist ja: Was kann man dagegen tun?
Bevor ich zur Frage komme, was man tun kann, muss ich noch einmal auf Christoph Blocher zu sprechen kommen. Der hat überhaupt kein Interesse daran, die Zubetonierung des Landes zu reduzieren. Und er hat auch kein Interesse daran, das Wirtschaftswachstum zu reduzieren. Er ist ein Etablierter und er verdient dabei mit. Das ist legitim. Ich kritisiere das nicht.
http://www.blick.ch/news/politik/joschk ... 31491.html Ich bin immer wieder sehr erstaunt, wie ausländische Politiker, Professoren usw. kritisieren, dass alles was in der Schweiz gemacht wird, falsch und nur ihre Version die Richtige ist. Über Herr Blocher wird immer mit negativen Aussagen hergezogen und es müsste alles nach dem Gusto von gewissen Politiker gemacht werden, stösst bei vielen Schweizern auf. Herr Fischer täte gut daran, sich beim Volk umzuhören, bevor er seine politische Meinung über die Schweiz öffentlich macht. Was wäre wenn Schweizer Politiker umgekehrt das Gleiche machen würden ?