Macht zu viel Wissen dumm?

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Macht zu viel Wissen dumm?

Beitragvon Santo » Do 24. Okt 2013, 14:31

Hirnforscher Prof. Ernst Pöppel und die Paartherapeutin Dr. Beatrice Wagner sind dieser gewagten Behauptung in einem gemeinsamen Buch auf den Grund gegangen.

Die Kernthesen:


"1. Zu viel Wissen (wollen) macht dumm
Fast jede Information ist rund um die Uhr verfügbar.
Folge: Durch die wahllose Anhäufung von Wissen stößt unser Gehirn an seine Grenzen.
Lösung: Machen Sie Gedankenspiele: Wie betrifft mich das Gelernte? Das macht das Gehirn flexibler.

2. Schnelligkeit macht dumm
Die moderne Welt erwartet immer mehr Schnelligkeit, Aufgaben sollen zeitgleich erledigt werden.
Problem: Unser Gehirn kann sich immer nur auf eine Sache gleichzeitig konzentrieren. (Es gibt neuro-biologisch von Natur aus kein 'multi-tasking').
Lösung: Alle 90 Minuten 15 Minuten Pause einlegen. Konzentrierte Arbeit mit einfachen Aufgaben abwechseln.

3. Egoismus macht dumm
Wir werden immer egoistischer, überlegen selten, was der andere denkt.
Folge: Die Flexibilität des Gehirns lässt nach.
Lösung: Perspektivwechsel üben. Beispiel: Überlegen Sie sich in der Bahn kleine Geschichten zu den Mitfahrenden.

4. "Facebook-Freunde" machen dumm
Wir kommunizieren in sozialen Netztwerken mit Menschen, die wir im realen Leben nie treffen würden.
Problem: Das Gehirn ist (natürlicherseits) nur auf eine kleine Zahl persönlicher Kontakte eingestellt.
Lösung: Treffen Sie sich einmal in der Woche mit einem wirklich engen Freund.

5. Grübeln macht dumm
Vielen Menschen fällt es schwer, Dinge abzuschließen (und wieder zu entspannen).
Folge: Sie überfordern Ihr Gehirn, riskieren, dass man Ihnen Aufgaben abnimmt und Sie so die Macht über Ihr Leben verlieren.
Lösung: Setzen Sie sich Fristen und Grübeln sie nicht ewig über Dinge nach, (sondern versuchen Sie abzuschalten).

6. Vertrauen macht dumm
Anstatt uns selbst Wissen anzueignen, vertrauen wir auf Experten (und geben uns so aus Bequemlichkleit in deren Hand).
Folge: Unser Gehirn verkümmert, weil es nicht mehr selbst nachdenkt.
Lösung: Forschen Sie selber nach. Oft lässt sich ein Experte mit einer Google-Suche entlarven (und im gleichen Arbeitsgang das eigene Wissen qualitativ aufbessern).

7. Lesen macht dumm
Wer Erlebnisse aus Büchern zieht oder sich auf Smartphone und Navi verlässt, schwächt andere Sinne.
Problem: Wenn unser Gehirn von einem Sinn mehr Informationen bekommt als von den anderen vier, werden die schwächer. (Gestärkt wird von der Natur nur das, was auch verwendet wird, was auch für nahezu alles andere gilt, nicht nur für die Sinne. Die Natur ist wohl das effizienteste System, das es gibt.)
Lösung: Nehmen sie Ihre Umgebung bewusst wahr (und orientieren Sie sich selbst. Beispiel: Gehen oder fahren Sie mal einen anderen Weg zur Arbeit, gehen Sie in einen anderen Supermarkt , um einzukaufen, wo Sie Artikel wieder suchen müssen, etc.)."


Ergänzungen in Klammern vom Autor dieses Artikels, Santoshananda.

Quelle: BILD - Ruhrgebiet vom 21.10.2013
Literatur-Qelle:
Dummheit: Warum wir heute die einfachsten Dinge nicht mehr wissen, von Prof. Ernst Pöppel (Hirnforscher) und Dr. Beatrice Wagner (Psychologin, Paartherapeutin).

Interview zum Thema:
http://www.randomhouse.d/Interview_zu_D ... d48075.rhd


Kommentar
Aus den nachvollziehbaren und einleuchtenden Kernthesen sowie meinen ergänzenden Anmerkungen dazu in Klammern lässt sich unschwer erkennen, dass der Yoga weiterhin an Bedeutung gewinnen wird.
In einer Gesellschaft, in der man rücksichtslos stetig weiter die Überforderung des Einzelnen glorifiziert und aus den weiterhin stark ansteigenden Zahlen des Burn out -Syndroms anscheinend nichts gelernt zu haben scheint, wird es immer wichtiger werden mit einer explizit nachgewiesen funktionablen, ganzheitlichen Methodik (für Körper Geist und Seele) dafür zu sorgen, sich selbst den Mut zur Langsamkeit zuzugestehen (ohne dabei an Genauigkeit des Handelns einzubüßen) und zur Konzentration auf das Wesentliche zurückzukehren, bzw. dazu überzugehen.
Nur über die Erkenntnis der Notwendigkeit dieses Vorgehens und dessen konsequenter Durchführung wird sich der momentan vorherrschende gesellschaftliche, selbstzerstörerische Prozess aufhalten, bzw. möglicherweise auch nur noch abmildern lassen.

Allen ein gesundes Leben
Santoshananda
Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.

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Re: Macht zu viel Wissen dumm?

Beitragvon AlexRE » Do 24. Okt 2013, 15:27

Zu diesen Ausführungen möchte ich allerdings anmerken, dass es sich bei der Psychologie um eine sog. "unpräzise" Wissenschaft handelt und dass mancher Ansatz schlichtweg als Holzweg gewertet werden muss.

Das Wissen um bereits vorliegende Erkenntnisse anderer Menschen bietet auch Anreize für die eigene Neugier und Kreativität. Unabhängig davon sind auch noch Notsituationen aller Art regelmäßig Anlass für Menschen, ihre Intelligenz bei der Suche nach Auswegen einzusetzen und so zu entfalten.

Wenn nun Teile moderner Gesellschaften - aktuell insbesondere der deutschen Gesellschaft - durch ein defektes Bildungssystem von Wissen abgeklemmt und gleichzeitig durch einen Sozialstaat, der Eigeninitiative betäubt, von Notsituationen abgeschirmt werden, möchte ich stark bezweifeln, dass so die Intelligenz der betroffenen Bevölkerungsteile gefördert wird.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Macht zu viel Wissen dumm?

Beitragvon Santo » Do 24. Okt 2013, 15:54

AlexRE hat geschrieben:Zu diesen Ausführungen möchte ich allerdings anmerken, dass es sich bei der Psychologie um eine sog. "unpräzise" Wissenschaft handelt und dass mancher Ansatz schlichtweg als Holzweg gewertet werden muss.

Das Wissen um bereits vorliegende Erkenntnisse anderer Menschen bietet auch Anreize für die eigene Neugier und Kreativität. Unabhängig davon sind auch noch Notsituationen aller Art regelmäßig Anlass für Menschen, ihre Intelligenz bei der Suche nach Auswegen einzusetzen und so zu entfalten.

Wenn nun Teile moderner Gesellschaften - aktuell insbesondere der deutschen Gesellschaft - durch ein defektes Bildungssystem von Wissen abgeklemmt und gleichzeitig durch einen Sozialstaat, der Eigeninitiative betäubt, von Notsituationen abgeschirmt werden, möchte ich stark bezweifeln, dass so die Intelligenz der betroffenen Bevölkerungsteile gefördert wird.


Zwar ist die Psychologie, wie einige andere auch, eine sogenannte 'nicht exakte Wissenschaft', doch geht es hier vorrangig um Erfahrungsgrundsätze, die nahezu jeder schon einmal erlebt haben dürfte und daher leichtestens nachvollziehen können, oder bei einigem wenigem Nachdenken deren Nachvollziehbarkeit ermessen können müsste. Die geschilderten Kerngedanken sind jedenfalls auch aus meinem Erfahrungswissen beruflicher und privater Art weitestgehend zutreffend. Entscheidend ist jedoch die allgemeingesellschaftliche Bedrohungssituation die sich unzweifelhaft aus dem unkontrollierten Fortfahren wie bisher ergeben dürfte...

Der Mensch ist zwar grds. zur Intelligenz befähigt, jedoch macht er keinen ausreichenden Gebrauch davon, sondern ist das einzige Lebewesen weltweit, dass sich auf unterschiedlichste und zumindest in diesem Bereich kreative Art selbst vernichtet, sei es der Lebensraum, die Nahrung oder das eigene selbstzerstörerische Verhalten. Das kann man nun wirklich nicht als intelligent bezeichnen.
Der Mensch ist für mich der größte Irrtum der Evolution. Auch die Natur macht Fehler, doch sie korrigiert sie wieder... und in der Korrektur wird der Mensch letztlich nicht mehr vorkommen...
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Re: Macht zu viel Wissen dumm?

Beitragvon AlexRE » Do 24. Okt 2013, 16:04

Santo hat geschrieben:Der Mensch ist zwar grds. zur Intelligenz befähigt, jedoch macht er keinen ausreichenden Gebrauch davon, sondern ist das einzige Lebewesen weltweit, dass sich auf unterschiedlichste und zumindest in diesem Bereich kreative Art selbst vernichtet, sei es der Lebensraum, die Nahrung oder das eigene selbstzerstörerische Verhalten. Das kann man nun wirklich nicht als intelligent bezeichnen.
Der Mensch ist für mich der größte Irrtum der Evolution. Auch die Natur macht Fehler, doch sie korrigiert sie wieder... und in der Korrektur wird der Mensch letztlich nicht mehr vorkommen...



Die menschliche Intelligenz reicht sogar aus, für Menschen unangenehme Naturphänomene wie Seuchen und Krankheiten aller Art zu beseitigen, die Spitzen der Nahrungskette zu Bettvorlegern zu verarbeiten anstatt sich von ihnen auffressen zu lassen oder sie zum Angucken in Käfige zu sperren usw. usf. ...

Vermutlich werden die Menschen auch auch noch die Korrekturfunktion der Natur abschalten. ;)
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Re: Macht zu viel Wissen dumm?

Beitragvon Excubitor » Sa 26. Okt 2013, 10:41

AlexRE hat geschrieben:
Santo hat geschrieben:Der Mensch ist zwar grds. zur Intelligenz befähigt, jedoch macht er keinen ausreichenden Gebrauch davon, sondern ist das einzige Lebewesen weltweit, dass sich auf unterschiedlichste und zumindest in diesem Bereich kreative Art selbst vernichtet, sei es der Lebensraum, die Nahrung oder das eigene selbstzerstörerische Verhalten. Das kann man nun wirklich nicht als intelligent bezeichnen.
Der Mensch ist für mich der größte Irrtum der Evolution. Auch die Natur macht Fehler, doch sie korrigiert sie wieder... und in der Korrektur wird der Mensch letztlich nicht mehr vorkommen...



Die menschliche Intelligenz reicht sogar aus, für Menschen unangenehme Naturphänomene wie Seuchen und Krankheiten aller Art zu beseitigen, die Spitzen der Nahrungskette zu Bettvorlegern zu verarbeiten anstatt sich von ihnen auffressen zu lassen oder sie zum Angucken in Käfige zu sperren usw. usf. ...

Vermutlich werden die Menschen auch auch noch die Korrekturfunktion der Natur abschalten. ;)


Von wegen Krankheiten oder Naturphänomene beseitigen: Auch hier dürfte der Mensch mehr Krankheiten selbst erzeugt, bzw. sich in den "Genuss" derselben gebracht haben, als er jemals beseitigen könnte. Nahezu alle heutigen sogenannten Zivilisationskrankheiten sind hausgemacht und der Mensch ist als Spezies so dämlich sie weiter zu forcieren, anstatt diese wirklich zu beseitigen, was in einigen Fällen sogar mit verhältnismäßig geringem Aufwand möglich wäre.
Auch längst ausgestorben geglaubte Krankheiten und Seuchen kehren durch menschliches Fehlverhalten zurück, bzw. sind in einigen Fällen schon zurückgekehrt. Die Natur lässt sich eben nicht besch....., wie der dümmliche Teil der Menschheit sich von den arroganten, möglicherweise geistesgestörten, Typen hinters Licht führen lässt, die ständig glauben Gott spielen zu müssen, und letztlich doch immer wieder auf die Schnauze fallen, wie die Historie belegt...
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Re: Macht zu viel Wissen dumm?

Beitragvon Staber » Sa 26. Okt 2013, 13:06

"Wissen macht dumm, denken macht weise". So hat das Peter Sloterdijk mal gesagt.
Diese Aussage von Sloterdijk verrät den Philosophen durch und durch. Wieso sollte Wissen dumm machen und nur das Denken weise?.
Für mich ist Wissen ein erreichter Bildungsstand, etwas Feststehendes, etwas Inaktives. Nicht das Wissen an sich ist es, was dumm macht - sondern der nun erreichte Zustand der Ruhe !
Denken ist ein aktiver Prozess! Ich erinnere an die Tatsache, dass es gerade aus diesem Grunde heraus kein unbestimmtes Denken geben kann. Und diese Aktivität sorgt für Weisheit. Aktiv ist der Mensch aber auch, wenn er sein Wissen zielgerichtet anwendet , aber diese Tatsache ist schon wieder unmittelbar mit dem Denken verknüpft.
Wer denkt ist eindeutig im Vorteil und mit dem Wissen gepaart... unschlagbar. ;)

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Re: Macht zu viel Wissen dumm?

Beitragvon Sonnenschein+8+ » Sa 26. Okt 2013, 13:24

Wissen macht nicht Dumm aber bei den meisten Arrogant ;)
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Re: Macht zu viel Wissen dumm?

Beitragvon Santo » Sa 26. Okt 2013, 15:52

Staber hat geschrieben:"Wissen macht dumm, denken macht weise". So hat das Peter Sloterdijk mal gesagt.
Diese Aussage von Sloterdijk verrät den Philosophen durch und durch. Wieso sollte Wissen dumm machen und nur das Denken weise?.
Für mich ist Wissen ein erreichter Bildungsstand, etwas Feststehendes, etwas Inaktives. Nicht das Wissen an sich ist es, was dumm macht - sondern der nun erreichte Zustand der Ruhe !
Denken ist ein aktiver Prozess! Ich erinnere an die Tatsache, dass es gerade aus diesem Grunde heraus kein unbestimmtes Denken geben kann. Und diese Aktivität sorgt für Weisheit. Aktiv ist der Mensch aber auch, wenn er sein Wissen zielgerichtet anwendet , aber diese Tatsache ist schon wieder unmittelbar mit dem Denken verknüpft.
Wer denkt ist eindeutig im Vorteil und mit dem Wissen gepaart... unschlagbar. ;)

gruß staber


Ein Zustand der Ruhe ist generell gerade nicht erreicht, sondern vielfach einer der dauernden unnötigen Überforderung des Gehirns an den Erfordernissen und Bedürfnissen der Natur vorbei, wie der Eingangsartikel belegt. Für den Zustand geistiger Untätigkeit, die nicht nur unerheblich ebenfalls für die Gesamtsituation verantwortlich zeichnet, trifft das von Dir, Staber, Geschriebene allerdings zu. Auch untätig bleiben macht insoweit dumm, da das hocheffiziente System Natur uns alles wegnimmt, was in nur unzureichendem Umfang Verwendung findet... Das bedeutet konkret, wer seine "Schaltzentrale" nicht, wie von von der Natur gewünscht, zumindest ausreichend, sondern zu wenig nutzt, wird deren Fähigkeiten mit fortschreitender Zeit immer mehr verlieren, genau so wie derjenige, der sein Hirn ständig überfordert.
Grundproblem scheint hier Folgendes zu sein. Es gibt ein grundlegendes Manko an Bildung in Deutschland und anderswo. Den Menschen wird Unmengen überflüssiges Wissen eingetrichtert, nur über sich selbst und die grundsätzlichen Lebens- und Überlebensfunktionen, sprich die eigene Biologie, wissen die Menschen viel zu wenig, in vielen Fällen, so möchte ich behaupten, sogar so gut wie nichts. Umfragen in diesem Zusammenhang würden zu schockierenden Ergebnissen führen...
Ein weiterer Beleg in diesem Themenkreis sind das Suchtverhalten betreffs Alkohol und Nikotin in der Bevölkerung sowie die katastrophalen Ernährungsgewohnheiten, die so in einer angeblich diesbezüglich aufgeklärten Gesellschaft gar nicht sein dürften.

P. S.: Der Titel zu dem eingangs Geschriebenen scheint von dem Autor der dazu ergangenen Medienberichterstattung meines Erachtens etwas ungenau gewählt, weil es nicht um das Wissen als solches geht, sondern eher darum, wie man sich solches verschafft und wie man dabei vorgeht oder damit umgeht, bzw. bei Untätigkeit eben nicht...
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