Uel hat geschrieben:Hallo Livia,
die Antwort ist aber wenig souverän, klingt ein bisschen nach beleidigt-Sein und nicht-verstehen-wollen. Für mich ist der Beitrag nicht interessant, weil die Schweiz angeblich niedergemacht wird, sondern weil er für uns in Deutschland auch viele Gefahren erklärt. Nebenbei: Prof. Flassbeck braucht die Schweiz nicht zu verlassen, weil er vor den Toren Genfs in Frankreich wohnt und nur in Genf auf Schweizer Boden für die UN gearbeitet hatte.
Mich als deutschen Sparer beunruhigt schon diese überlange 0%-Zinsphase, deren Ursachen F. äußerst klar und nachvollziehbar bezeichnete, denn ich bin auf die Rendite meines Geldes angewiesen, da meine Rente nicht so üppig wie bei Euch in der Schweiz ausfallen wird. Dass Du aber langfristig auf Zinsen verzichten willst, ist mir nicht so leicht verständlich.
Ich bin der Überzeugung, dass an dem mangelnden inländischen Investitionswillen etwas daran ist, möglicher Weise mit ganz anderen Erklärungen als F. mit seinem weltweiten Blickwinkel vermutet:
Wieso sollte man in einem überregulierten Land wie Deutschland als Unternehmer das Risiko einer Investition mit nicht abschätzbaren Folgekosten aus den seltsamsten Normen und Reglungen eingehen? Wieso hier (D/CH) investieren, wo die Claims bereits von den großen Spielern mm-genau abgesteckt und verteilt sind und nicht in Länder Geld exportieren, wo das Claim-Abstecken noch im Fluss ist?
In Deutschland weint man gerade Krokodiltränen wegen zu wenig Investitionen in bezahlbaren Mietwohnungsraum. Das in einem Land, wo man fast täglich kostenexplodierende Regelungen für Sicherheit, Energiesparen ect. einführt und mit verkorkstem Miet-/ Schuld- und Datenschutzrecht Mietnomaden nicht habhaft werden kann, die reihenweise wirtschaftlich schwächere Wohnungseigentümer in Schwierigkeiten bringen.
Wieso sollte ein kleiner Unternehmer / Handwerker / Kaufmann ect investieren, wo die größeren Konkurrenten von keinem wirksamen Kartellrecht in marktwirtschaftliche Schranken verwiesen werden, diese sämtliche Vorteile aus der schieren Größe (100te von Tochterfirmen und Steuervermeidung bis auf 0€) zum Nachteil der Kleinen in Geld ummünzen können?
Wieso sollten Kaufleute ihr Geld in Läden stecken, wenn sie nicht wissen ob der Internet-Handel weiter unreguliert ihre Investition zum Unsinn erklären wird?
Wieso sollten kleine bis mittelgroße Unternehmer Geld bei Banken leihen, wenn es sich eingebürgert hat, bei der kleinsten Umsatzschwäche Kredite zu kündigen und den Investierenden in den Ruin zu treiben und wieso müssen die Zeiträume des Berichts- und Prognosewesens immer mehr verkürzt werden, nur weil die Computerei das möglich macht? Was wird da an unnötigen Kosten produziert, nur um sich der Illusion hinzugeben, man könne nun doch in die Zukunft schauen. Da spart man als Investor doch lieber bis man es aus der Portokasse bezahlen kann, als sich in die Abhängigkeit und Kostengenerierung von (Gangster-)Banken zu begeben, wo man noch nicht einmal sicher sein kann, dass sie die Firmendaten nicht besseren Kunden als lukratives Invest zukommen lassen.
wieso, wieso ... es gibt zig weitere existenzielle "Wiesos"!
Ich bewundere den Mut so mancher kleinen Investoren, Handwerker ect. im Inland und bin auch der Meinung von F., dass wir eine neue inländische Investitionskultur brauchen und da müssen reichlich Hemmnisse und unnötige künstliche Risiken beseitigt werden. Ein Hemmnis ist sicher auch das verschwundene Vertrauen in den ehemaligen „Bankbeamten“ und heutigen provisionskorrumpierten Bankangestellten. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch das oftmals versprochene und nie gelieferte einfachere Steuerrecht und ein besseres Konkursrecht, welches wie in den USA das Wiederflottmachen des Betriebs und nicht das Filetieren als Priorität hat.
Liebe Livia, vielleicht leben die Schweizer ja auf der glückseligen Insel ohne Probleme. Bei uns in Deutschland ist ein „nur weiter so“ äußerst gefährlich und nach dem Wählervotum für unsere Aussitzkanzlerin sehr zu fürchten. Die desolaten „Zeichen an der Wand“ können in der Mehrzahl der Kommunen leicht aufgespürt werden.
Ich achte deine Meinung sehr sowie auch deine Beiträge die immer aufschlussreich sind. Aus deinen Zeilen lese ich jedoch dass deine Meinung eher auf deine Heimat bezogen ist als auf die Schweiz. Man kann beides nicht miteinander verbinden, weil beides unabhängig voneinander und auch ganz anders gestaltet ist.
Die quasi Nullzinsen der Banken haben mit der Europäischen Zentralbank zu tun und werden dementsprechend angepasst. Was die Renten bei uns betrifft, stimmt deine Meinung auch nicht ganz. Eine schöne Rente bekommt nur wer 43/44 Vollzeitarbeit geleistet und einen Durchschnitt der Beiträge von CHF 80'000.- einbezahlt hat. Hausfrauen, Kurzzeitarbeiter/innen erhalten nur Teilrenten und müssen im Rentenalter Ersatzleistungen beanspruchen, weil sie sonst gar nicht existieren können. Hausfrauen sollten ihre AHV-Beiträge freiwillig einbezahlen, damit im Alter weniger Lücken bestehen. Das macht praktisch niemand weil der Staat ja einspringt und die Lücken schliesst. Nur wer einen gutbezahlten Arbeitsplatz und eine dementsprechende Ausbildung hat erhält später aus der zweiten Säule einen beträchtlichen Rentenanteil, mit dem er gut leben kann. Das ist aber ein kleinerer Teil der Bewohner. Mein Nachbar zum Beispiel war Teilhaber in einer Firma, er hatte seine Ersparnisse eingebracht. Die Firma ging pleite und er steht ohne Geld da. Nicht dass schlecht Gemanagt wurde war der Grund für die Pleite, sondern die Konkurrenz.
Dann wird bei uns das Initiativrecht sehr oft beansprucht, was einen grossen Vorteil Deutschland gegenüber hat. Der Investitionswillen ist in der Schweiz nach wie vor sehr hoch. Probleme gibt es nur in Länder, wo die Infrastruktur nachlässig oder gar nicht vorhanden ist. Du sprichst auch das verschwundene Vertrauen zu den Banken an. Hier hat meiner Meinung nach die Krise viel dazu beigetragen. Die Politik im In- und Ausland hat massgeblich dazu beigetragen, dass das Vertrauen gesunken ist. Die Medien und die Presse machten dann den Rest.
Das Internet ist leider in der heutigen Zeit ein Muss und hat auch viele Änderungen gebracht was nicht immer zum Vorteil ausgelegt werden kann. Kredite gewähren auch hier die Banken nur an Kleinfirmen, wenn genügend Aufträge vorhanden und die Firma gesund ist. Ich erlaube mir dir anschliessend drei Links einzufügen, welche etwas mehr Einsicht gewähren.
Leider ist meine Ausdrucksweise in deutscher Sprache nicht so gängig wie das bei euch der Fall ist, hoffe aber trotzdem dass meine Erwähnungen verständlich rübergekommen sind.
http://www.20min.ch/finance/news/story/14129624http://www.swissworld.org/de/wirtschaft ... ftssystem/http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_der_Schweiz