TV-Team irrtümlich an der Grenze verhaftet
Von David Weber. Aktualisiert um 09:32 32 Kommentare
Grenzwacht und Polizei halten deutsche Fernsehjournalisten für Gangster und stecken sie für drei Stunden in Einzelhaft. Ursache dafür war eine fehlleitende Zeugenaussage.
Für ein Fernsehteam des deutschen Südwestrundfunks (SWR) hatte ein Dreh in Basel ein unangenehmes Nachspiel. Sie wurden bei der Rückfahrt nach Deutschland beim Grenzübergang Basel-Weil am Rhein verhaftet, bis auf die Haut durchsucht und für drei Stunden in Einzelzellen gesteckt, wie der SWR und das «Regionaljournal» von Schweizer Radio gestern berichteten. Die Journalistin, der Kameramann und der Tonassistent wurden irrtümlicherweise für die Urheber eines bewaffneten Raubüberfalls gehalten.
Was war geschehen? Am Mittwoch um 15 Uhr überfiel ein Mann an der Elisabethenstrasse den Spielshop Fantastic Empire. Der Unbekannte bedrohte zwei Angestellte mit einer Schusswaffe, erbeutete mehrere Hundert Franken, entfernte sich in Richtung Elisabethenkirche und stieg in ein Fluchtauto. Zur gleichen Zeit beendeten die SWR-Angestellten in der Elisabethenkirche ihre Dreharbeiten. Sie drehten dort einen Bericht über die alljährliche Geschenktauschaktion. Kurz darauf wurden die Journalisten an der Grenze verhaftet. Der Grund: Ein Zeuge beschrieb gegenüber der Polizei das Fluchtauto der Gangster, und die Beschreibung passte auf den Wagen des TV-Teams.
Die Behörden weisen die Vorwürfe von sich. Bei Verdacht auf einen bewaffneten Raubüberfall sei besondere Vorsicht geboten, sagt Patrick Gantenbein, Medienchef der Basler Grenzwache. Und Polizeisprecher Klaus Mannhart sagt: In solchen Fällen seien das Telefonverbot und das Durchsuchen auf Waffen Standard. Auch dass man sich dafür ausziehen müsse.
TV-Sender kündigt Nachspiel an
Hätte man den Irrtum nicht schneller aufklären können? Mannhart sagt, dass man den Sachverhalt so schnell wie möglich abgeklärt hat. Das heisst, man hat beispielsweise mit den Zeugen des Überfalls gesprochen, bis nach dem Prinzip des Ausschlussverfahrens klar gewesen war, dass die drei nicht die Täter sein konnten. «Das dauert eben seine Zeit», sagt Mannhart. Telefonanrufe – zum Beispiel an den Arbeitgeber – kommen laut Mannhart für die Ermittler nicht infrage, weil so auch potenzielle Komplizen gewarnt werden könnten und Verdunkelungsgefahr bestehe.
Für die Basler Behörden ging alles korrekt zu und her. Der deutsche Fernsehsender ist da anderer Meinung und spricht von einem «Nachspiel».
Von den wahren Tätern des Raubüberfalls fehle nach wie vor jede Spur, sagt René Gsell von der Basler Staatsanwaltschaft. (Basler Zeitung)
http://bazonline.ch/basel/stadt/TVTeam- ... y/31427954