von Ricarda » Mo 11. Okt 2010, 12:26
Die Vorstellungen von dem, was ein Betreuer zu leisten hat, sind ebenso niedlich wie weltfremd.
Zum einen können Betreuer nichts dafür, dass für ihre Tätigkeit eine Bezeichnung gewählt wurde, die etwas anderes erwarten lässt, als gemeint ist. Zweitens ist es nicht Aufgabe des rechtlichen Betreuers, soziale Betreuung zu leisten. Er kann versuchen diese zu organisieren, kann aber auch an denselben Hürden scheitern wie jeder Mensch, der seine Sachen noch selbst regeln kann.
Die Aufgabe des rechtlichen Beteuers ist es grundsätzlich, jene Defizite auszugleichen, die durch eine Krankheit oder Behinderung im Sinne des Betreuungsrechts entstanden sind. Dabei geht es genau um die Krankheit, die ihn hindert, seine Sachen selbst zu regeln. Wer also krank ist, aber keine betreuungsrelevante Krankheit oder Behinderung hat, müsste in der Lage sein, sich einen Pflegedienst zu engagieren, zum Arzt zu gehen, einen Krankenwagen zu rufen, möglichweise zu entscheiden, dass er die Hilfe zuhause nicht organisieren kann. Er könnte entscheiden, ob seine berufliche Existenz zu retten ist oder ob er Privatinsolvenz betreibt und Hartz IV beantragt usw. usw.
Aber: Der Betreuer nimmt nur die Möglichkeiten in Anspruch, die ein betreuungsbedürftiger Mensch selbst nicht realisieren kann. Er ist nicht selbst derjenige, der alles zu leisten hat, was dem wohltut und - wie gesagt, auch wenn er vielleicht berufsbedingt ein paar zusätzliche Möglichkeiten kennt, scheitert er im Prinzip an denselben Barrieren wie ein nicht betreuungsbedürftiger Mensch.
Berufsbetreuer erhalten - außer im ersten Jahr der Betreuung - pro Monat eine Vergütung für 2 bis 4,5 Stunden und werden auf eine Mischkalkulation verwiesen. Was ich also bei dem einen spare, kann ich beim anderen mehr verwenden. Mit 2 Stunden für einen Heimbewohner kann man den nicht mal monatlich besuchen, wenn auch noch anderes zu regeln ist - Sozialhilfe, Zuzahlungsbefreiung, Wohnungsräumung, Rechnungslegung etc. etc. Tatsächlich arbeite ich das doppelte bis dreifache. Auskömmlich leben nur Kollegen ab 40 Betreuungen aufwärts. Manche haben über 100.