Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Hier ist Platz für wichtige Erklärungen, die nicht in die Programmdiskussion passen.

Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon Ricarda » Di 5. Okt 2010, 19:59

1.Verdrängen passiert innen. Die Frage, ob man etwas nach außen trägt oder nicht, ist völlig unabhängig davon, ob man verdrängt oder nicht.
2.Das eigene Schicksal kann und soll einen motivieren, etwas tun oder erreichen zu wollen. Es kann aber nicht sein, dass ein Schicksal und vergangene Leistungen permanent im Mittelpunkt stehen und die weiteren Schicksale eigentlich nur zur Colorierung und zur Bestätigung, dass man bei der Vielzahl der Fälle nicht selbst schuld sein kann, benötigt werden.
3.Ich habe die Stelle im Grundgesetz noch nicht gefunden, in der wohl steht, dass man sich das Leben aussuchen kann, das man haben möchte und der Staat dafür zu sorgen hat, dass man es bekommt.
4.Ich hatte mal eine Mitarbeiterin, die für einen Betreuten einkaufen gehen und ordentliche Abrechnungen machen sollte, die ich fürs Betreuungsgericht brauchte. Sie gab mir bestenfalls ein paar Quittungen und ging mit dem Betreuten lieber Spazieren oder Kaffee trinken. Das habe ich ihm natürlich gegönnt, aber es kann nicht funktionieren, das ich jemanden für eine Arbeit bezahle, er „höherwertige“ Dienste verrichtet, und ich ehrenamtlich seine Arbeit tun muss (denn ich werde nach Pauschalen bezahlt). Was immer man leistet und geleistet hat: man kann keinen Dank dafür erwarten, dass man die Arbeit, die den Broterwerb liefert, zugunsten von etwas „Wertvollerem“ vernachlässigt. Wenn man glaubt, sich für das Wertvollere opfern zu müssen, dann muss man das mit allen Konsequenzen tun.
5. Ich nehme an, zu den Berufen, die sich das Leiden anderer zunutze machen, gehören Rechtsanwälte, Betreuer, Schuldenberater, Sozialarbeiter usw. usw. Ärzte auch? Die verdienen schließlich auch an den Krankheiten.
Und jetzt habe ich nichts mehr zu sagen. Es wird sowieso nicht adäquat zur Kenntnis genommen. Für mich ist die Situation - einen anderen Begriff verkneife ich mir - inzwischen leider ziemlich klar.
Ricarda
 

Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon AlexRE » Di 5. Okt 2010, 20:00

Ricarda hat geschrieben:Ärzte auch?


Das sind natürlich die Schlimmsten. Die bereichern sich schliesslich am Leid und an der Todesgefahr anderer Menschen..
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon Hase » Di 5. Okt 2010, 20:40

Sall May hat geschrieben:Alex wie soll man das jetzt verstehen? Wenn einer in Not lebt soll, er Distanz zur eigenen Not nach außen leben um sich und anderen zu helfen?

Irgendwie scheint mir die Diskussion langsam aber sicher, wie würden es Experten nennen so sie welche sind?, schwer aus dem Ruder gelaufen wenn nicht gar schizophren. Letzeres scheint unsere heutige Gesellschaft zu sein? Das eigene Problem verdrängen, bloß nicht wahrhaben aber das breite Volk belehren? Gab es das nicht schon öfter? Wer Hunger hat soll Kuchen essen, wenn er den nicht bekommen kann, was dann? Realität und Akzeptanz bekommt man auf keinen Fall mit Verdrängung hin.


Du schreibst immer überall ein Fragezeichen, obwohl du es als Ausage daherbringst.

Schizophren ist die Gesellschaft? Dann lebst du in einer anderen als ich.

Akzeptanz der EIGENEN Probleme bekommt man nicht von anderen, wenn man diesen Probleme unterstellt die gar nicht da sind.

Und schon gar nicht wenn man diesen jegliche Kompetenzen abspricht und sie auf niedrige Menschen reduziert Aufgrund ihres Alters!

Solltest du mal berücksichtigen, dann klappt's auch mit dem Nachbar :D

PS: Wie es Experten nennen würden? Bist du einer, oder stellst du dich nur auf den Level eines Experten mit dieser Ausage?
Hase
 

Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon AlexRE » Mi 6. Okt 2010, 10:54

Ich kopiere einen Beitrag von Uel zu diesem Thema vom privaten Forum herüber:
____________________


Hi Ricarda,
ich finde Deine Überlegungen sehr gut. Mich stört er auch, dieser Pessimismus,

der so langsam wie ein Herbstnebel aufzieht und alles langsam durchdringt und abkühlt. Ich glaube, traurige und tief pessimistische Leute können andern nicht wirklich helfen. Wir haben zu viele negative Informationen und Misstände, und keine Hierarchie der Wichtigkeit, um gegen sie vorgehen zu können.

Die Aufnahmekapazität von schlechten Nachrichten hat auch ihre Grenzen!
Ist wie im Kernkraftwerk vor einem Gau, tausend Lämpchen blinken und keiner kommt mehr drauf, einfach den gerade wichtigsten Schalter umzulegen! Mit zu vielen negativen Nachrichten kann man sich also leicht in eine lähmende Panik bringen lassen!

Hi Sally
Was viele nicht bedenken:
es gibt viele Berufsgruppen, die dürfen nicht traurig sein oder Schwierigkeiten zugeben, wie da sind Handwerker, Kaufleute, Ärzte ect. . Wenn irgendwer was von den negativen Nachrichten mitbekommt, dann geht es ihnen beruflich wirklich an den Kragen. Der Kunde vertraut nicht mehr der Kompetenz, vermutet baldigen Konkurs und bezahlt sicherheitshalber erst mal die Rechnungen nicht, will dann, wie auch der zuständige Bankberater, zusätzliche Sicherheiten.

Ich wette auch selbst Deine Solidarität geht nicht so weit, wenn Du eine schwere Krankheit hast, zu einem Arzt zu gehen, von dessen Problemen Du gerade gehört hast.

Daher sind Politiker und Wahlforscher immer so erstaunt, dass bei anonymen Umfragen Solidarität mit Benachteiligten größer ist als vermutet, die Leute sollen ja sogar teilweise bereit sein, mehr Steuern zu zahlen, wenn mehr soziale Absicherung, und das trotz jahrelanger anderslautender medialer Bearbeitung. Nach dem publizistischen Dauerfeuer über die Jahre, dürfte z.B. längst keiner mehr für gesetzliche Renten und Krankenversicherungen sein. Es sind die Stillen im Lande, die nie Schwierigkeiten zu geben dürfen und genau wissen, was für einen scharfen Reifen sie am Abgrund fahren müssen, die wertschätzen können, was Solidarität im Hintergrund wirklich bedeuten kann.

Die beste Meldung der letzten Woche war der Tarifabschluss der IG Metall. Kommentatoren meinten gleich, dies sei eine Ausnahme, da die Metallarbeiterschaft so hochgradig organisiert sei. Deshalb finde ich es ja so gut, zeigt es doch nur, dass man nur mit großer Solidarität gute Ergebnisse erreichen kann. Ich glaube zum großen Teil hat die Arbeitnehmerschaft kaum steigende Löhne selbst verdient. Wer meint, er könne auf die Solidarität einer gewerkschaftlichen oder beruflichen Organisation verzichten, muss halt den Preis bezahlen.

Besonders niedermachend ist der Pessimismus der Politiker, Medienleute, Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmersprecher: schärfer werdende Konkurrenz auf den Weltmärkten, Demografie, medizinischer Fortschritt, Dummheit der Jugend – schlechtes Schulsystem, Rohstoffpreise, Verarmung, Schulden, ect.. Es gibt kaum noch ein Bereich, über den positiv gesprochen wird, der uns aufrichten könnte, der uns zu Anstrengungen anstachelte wie damals z. B. Kennedys Weg zum Mond. Man schaue sich nur die Fleppe an, die die Kanzlerin so oft zieht, wie kann diese Frau aufrichten und voran gehen? Alex hat ein Foto von ihr an unserm Nationalfeiertag gepostet, an einem Tag der nationalen Freude muss man sich nur ihr Foto anschauen!

Die 2. Beste Nachricht letzte Woche: die Jugend ist viel optimistischer , als vermutet. Auch bei ihnen scheint der Pessimismus-Terror der Medien nicht so viel angerichtet zu haben, wie zu befürchten war.

Also benennen wir eine Hierarchie der Probleme und kümmern uns um die Wichtigsten und freuen uns andrerseits daran, wie gut es uns im Vergleich zur restlichen Welt geht!
Der Stuttgarter OB Rommel:

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Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon Sall May » Mi 6. Okt 2010, 11:34

Hase hat geschrieben:PS: Wie es Experten nennen würden? Bist du einer, oder stellst du dich nur auf den Level eines Experten mit dieser Ausage?


Oha, haben wir jetzt hier Forenkaputtschreiber?

Niemand kann einen anderen Menschen reduzieren, so er es nicht zu lässt und von sich selber überzeugt ist.

Natürlich ist heute mit offenen Augen sehr klar zu erkennen, das wir Menschen unter uns haben die ohne Scham und Reue am Schicksal anderer verdienen. Wer werden also insgesamt nicht Menschenfreundlicher sondern, leider auch unter uns immer feindlicher.

Es gibt Leute die mögen nicht mehr in das Horn des ewigen, aufgesetzten, teils sogar mehr als nur verlogenen, so das noch geht, Optimismus tuten. Wenn jeder Mensch ein Auskommen mit dem Einkommen hat, wenn dumme Quälereien und mehr aufhören würden, was wohl nur eine Utopie sein kann, so lange der Menschen so kriegerisch und uneinsichtig ist wie er es nun mal ist, dann wäre es wohl besser.

Betrügereien und mehr werden in der heutigen Zeit gedeckelt, doch anstatt die davon Betroffenen zusammen Hand in Hand gehen, machen sie sich oft noch gegenseitig fertig. Das ist das reale Gesellschaftsbild das man nur ungerne zugeben möchte, ganz bestimmt schon gar nicht aus der Perspektive der Profiteuere.

Ich kann auch u. a. nicht verstehen, warum Menschen erst in die Armut getrieben werden um ihnen später zu unterstellen sie seien Sozialschmarotzer. Vor allem frage ich mich nach wie vor, wenn immer weniger Menschen Arbeit und Auskommen haben werden wovon man das alles und vor allem wie auffangen möchte. Schon mal soweit gedacht? Oder sollte man sich besser das Denken und Gefühl abtrainieren?
Sall May
 

Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon Ricarda » Mi 6. Okt 2010, 11:37

Hier ging es ursprünglich mal darum, dass Leute - wohl unter dem Vorwand der "Bewusstmachung" - von irgendwelchen Zeitgenossen dazu getrieben werden sollen, sich in das Gefühl einer Hoffnungslosigkeit hinein zu steigern, das sie gegenwärtig weder haben noch haben wollen und dass die öffentliche Bekundung der erzwungenen Hoffnungslosigkeit dann als Wahrheit definiert wird, während die Verweigerung des öffentlichen Seelen-Striptease als Lüge und Unwahrhaftigkeit gilt.
Aber das ist womöglich zu hoch.
Ricarda
 

Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon Sall May » Mi 6. Okt 2010, 11:37

Wie können wir auf der einen Seite verlangen das Menschen offen aussprechen sollen wenn ihnen Unrecht geschah, wenn wir sie auf der anderen Seite dann verurteilen unaufgeforderten Seelenstriptease, den sie voerher beigebracht bekamen, zu unterlassen?

Entweder der Mensch hat ein Recht darauf um Hilfe zu rufen, oder er möge für immer schweigen. Wahrscheinlich ist Letzeres das ratsamere. Dann sollte man aber auch aufhören zu fordern was nicht erbringbar ist. Sollte auch z. B. Betrugsopfer und andere Menschen, die Opfer wurden einfach in Ruhe lassen und nicht so tun als könnte und würde man ihnen helfen. Dann sollten auch die Medien endlich aufhören alles in die Öffentlichkeit reißen zu wollen, wenn sie Schlußendlich keine Lösungen parat haben.

Wie kann ich jemanden helfen wollen, wenn ich mir selber nicht helfen kann und dem, der um Hilfe bittet auch noch meinen Willen aufzuzwängen? Jeder scheint in der heutigen Zeit besser über die Befindlichkeiten des anderen Bescheid zu wissen, als über sich selber.

Hilfesuchende Menschen sind oft sehr auf sich alleine gestellt, denn entweder drängt man ihnen Hilfen auf die sie so nicht wollen, man beschneidet sie quasi in ihrem eigenen, freien Willen oder man will ihnen nicht glauben wenn es zu Komplex wird. Dann fängt man an mit der Psyche und der Verschiebung der Realitäten.

Es gibt nur 2 Wege, entweder wir fangen mit der Ehrlichkeit an oder wir lügen uns künftig weiter jeder für sich, so wie es passt in die eigene Tasche und nennen es Selbstschutz.
Sall May
 

Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon Sall May » Mi 6. Okt 2010, 11:38

Uel hat geschrieben:Ich wette auch selbst Deine Solidarität geht nicht so weit, wenn Du eine schwere Krankheit hast, zu einem Arzt zu gehen, von dessen Problemen Du gerade gehört hast.


Doch genau das würde ich tun, weil ich glaube das ein selber betroffener Mensch mir besser helfen kann. Darüber hinaus glaube ich keiner Medienmache sondern versuche mir ein eigenes Bild des Menschen zu verschaffen. Wofür sonst hätten wir ein Hirn?

Zu der Thematik Ärzte, ich kenne viele die durch Klatsch und Tratsch in eine Ecke gedrängt wurden wo sie definitiv nicht hingehören.
Sall May
 

Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon Sall May » Mi 6. Okt 2010, 11:39

Was nun die anderen Berufsgruppen angeht, ich habe keine Angst davor einem verschuldeten Maler einen Auftrag zu erteilen, oder einem gestrauchelten Jugendlichen eine Ausbildungsstelle zu geben. Ich bin doch schon groß, und kann klar erkennen das viele die an den Rand gedrängt werden nichts dafür können.

Unter den ewigen Besserwissern, Reichen und Gelackten habe ich mehr schlechte Erfahrungen gemacht als mit der anderen Gruppe. Wobei auch die von mir bevorzugte Gruppe ist manchesmal mit Vorsicht zu geniessen. Leider kann man den Menschen nur vor und nicht in den Kopf schauen.

Vieles was heute im Argen liegt ist und bleibt Haus- und besonders Politik- und Mediengemacht. Und wer macht die, natürlich auch Menschen.
Sall May
 

Re: Solidarität d. Scheiterns? Pflichtübung Scheitern?

Beitragvon Ricarda » Mi 6. Okt 2010, 11:40

Hier wird keiner verurteilt, weil er "Seelen-Striptease" betreibt. Geht das immer noch nicht in den Schädel, dass es um das Recht derer gehen, die sich hartnäckig weigern, sich als gescheitert zu verstehen und dieses GEfühl, das zu haben sie sich weigern, öffentlich zu zelebrieren. Hier wird öffentliches Klagen zur Ehrlichkeit und nicht öffentlicher Kampf ums Überleben zur Lüge.

Ich verlange für mich genau denselben Respekt, den die für sich verlangen, die ihre Gefühle nach außen tragen. Und jemand, der hartnäckig das eine als Ehrlichkeit und das andere als Lüge bezeichnet, spricht eine Sprache, die ich weder kenne noch zu lernen beabsichtige.

Sall May - Du bist die, die anderen den Respekt verweigert, den Du für Dich selbst fordert. Ich maße mir nicht an, zu beurteilen, ob es für Dich oder irgendwen richtig ist, seine probleme öffentlich zu machen. Aber maße Du Dir freundlicherweise nicht an, Verhaltensweisen anderer, die nicht öffentlich klagen, als unehrlich zu bezeichnen.
Ricarda
 

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