maxikatze hat geschrieben:Excu schrieb:Was das Ausmaß an realen Schädigungen für Opfer von Straftaten betrifft wäre es da, ohne das Leid
von Opfern solcher zum Glück seltenen Fälle in irgendeiner Weise schmälern zu wollen, doch wohl
eher angebracht über die Mengen von Opfern von Straftaten zu schreiben von denen sonst keiner Notiz
nimmt:
Das möchte ich deshalb nicht gelten lassen, weil ich darauf hinaus wollte, dass sich der Staat mit dem Argument, dass eine "psychischen Störung" vorliegt, zu oft herausreden kann.
Außerdem - wenn der Täter zuvor nicht durch Schizophrenie aufgefallen ist, geht mir die Einschätzung, er sei psychisch gestört, viel zu schnell. Denn das stand am nächsten Tag schon fest, obwohl er vor der blutigen Tat nicht psychisch gestört, sondern "nur" durch ein anderes kriminelles Delikt aufgefallen war.
Der Hass auf unsere Gesellschaft, im Leben nichts erreicht zu haben und anderen die Schuld dafür zuzuweisen, scheint mir eher die Motivation gewesen zu sein. Das sind genau die Täter, die Leute in die Bahngleise stoßen oder die Bahnhofstreppe hinunterschubsen. Jedes Mal heißt es, dass der Täter kein Terrorist, sondern schizophren ist.
Da spielt Hass m.M.n. eine viel größere Rolle als eine psychische Störung. Für mich ist das, was sich im Zug ereignet hat, Terror. Völlig egal, ob er nun einer terroristischen Vereinigung angehört oder nicht. Auch Einzeltäter können terroristisch veranlagt sein und mit einfachen Mitteln (Messer) zur Bedrohung werden.
Klar ist auch, längst nicht jeder der eine psychische Störung hat, ist eine Gefahr für die Allgemeinheit.
Es ist schon etwas anstrengend, wenn man alles mehrfach erklären muss. Aber ich tu's trotzdem nochmal.
1. Der Staat kann sich schlecht ständig mit etwas herausreden, was erst durch unabhängige forensische Experten festgestellt werden muss.
2. Auch, dass dieser Täter vorher nicht aufgefallen ist, ist nicht unbedingt ungewöhnlich, da, wie ich bereits geschrieben habe, er sich noch
in einem Alter befindet, in welchem sich eine Schizophrenie bei Männern gewöhnlich manifestiert, also erstmalig erkennbar auftritt.
(Bei Frauen wäre das deutlich früher, oft bereits deutlich unter 20, wenn erstmalig eine Form von Schizophrenie auftritt.)
Apropos psychische Störung:
Wir alle haben psychische Störungen, sind also des Öfteren psychisch gestört. Schon Konzentrationsmängel durch Müdigkeit fallen darunter.
Das ist der Unterschied zwischen geisteskrank und psychisch gestört. Ersteres ist nur das, was laut *ICD-10 (ab Jan. 2022 die neue ICD-11) in
deren Kapitel V als solches klassifiziert ist. Selbst andere, gravierende psychische Störungen wie eine akute Belastungsstörung (früher bzw.
im Volksmund als Nervenzusammenbruch bezeichnet) fallen nicht unter geisteskrank, sondern eben nur unter psychische Störung, weshalb,
wie Maxi schon betont hat, nicht jeder psychisch Gestörte auch gleich eine Gefahr für die Allgemeinheit ist.
* ICD = International Classification of Deseases (WHO) - Internationale Klassifikation der Krankheiten nach der Weltgesundheitsorganisation
in der derzeit noch gültigen Fassung von 2019: https://www.dimdi.de/static/de/klassifi ... lamtl2019/
Zur ICD-11 und deren voraussichtliche Gültigkeit für Deutschland siehe https://www.dimdi.de/dynamic/de/klassif ... cd/icd-11/
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Für den Fall, dass das immer noch der Erklärung bedarf, sei erwähnt, dass ich weder dazu neige Straftaten von wem auch immer zu verharmlosen, noch
das Leid der Opfer solcher Taten und deren Angehörigen in irgendeiner Weise zu schmälern. Es geht mir immer nur darum, eine Sachlage, die sehr
von Emotionen beeinflusst ist, möglichst sachlich darzustellen und zu diskutieren. Es bringt niemandem etwas, Emotionen hochkochen zu lassen.
Das trübt sowohl den eigenen als auch den Blick der anderen und macht eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema letztlich unmöglich.