Eine weitere Mail:
abgeordnetenwatch.de - Weil Transparenz Vertrauen schafft
Sehr geehrte Frau Xxxxxxx,
in der Lobbyismus-Affäre um den CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor prüft die Generalstaatsanwaltschaft Berlin derzeit Ermittlungen.
Amthor, der Lobbyarbeit für ein US-Unternehmen betrieben und dafür Aktienoptionen und einen Direktorenposten erhalten hat, soll mit Mitarbeiter:innen der Firma zudem Reisen in teure Hotels unternommen haben.
Wer Reisen und Übernachtungen gezahlt hat, ist noch immer offen – Amthor schweigt dazu.
Amthor schweigt auch zu Details einer weiteren Nebentätigkeit für eine große Wirtschaftskanzlei. Was genau er für die monatlichen Einkünfte von bis zu 3.500 Euro für die Kanzlei geleistet hat, ist unklar. Nach eigenen Angaben war er dort als „freier Mitarbeiter“ tätig.
Herausgekommen ist die Lobby-Affäre um den CDU-Jungstar übrigens nur, weil dem SPIEGEL interne Dokumente zugespielt wurden. Anderenfalls wüsste die Öffentlichkeit bis heute nichts.
Richtig ist: Nach wie vor gilt die Unschuldsvermutung – den Vorwurf der "Bestechlichkeit und Bestechung von Mandatsträgern" muss nun die Staatsanwaltschaft prüfen.
Richtig ist aber auch: Ein undurchsichtiges Unternehmen mit besten Kontakten zu aktiven und ehemaligen Unions-Politikern hat sich exklusiven Zugang in die Politik erkauft. Und man muss sagen: Schon wieder. Denn dass Unternehmen und Lobbyverbände Abgeordnete als Türöffner:innen beschäftigen, kommt immer wieder vor.
Kein Selbstläufer
Der Fall Amthor hat die Diskussion über ein verpflichtendes Lobbyregister und strikte Regeln für Mandatsträger:innen neu entfacht. Dass eine strenge Registrierungspflicht für Lobbyist:innen, deren Treffen, Budgets und Auftraggeber:innen aber zu einem Selbstläufer wird, ist kaum zu erwarten.
2017 hat abgeordnetenwatch.de zusammen mit LobbyControl, engagierten Bürger:innen und Rechtsexpert:innen einen Gesetzentwurf für ein Lobbyregister erarbeitet und der Politik vorgelegt – auch der Gesetzentwurf der Linksfraktion, der seit Jahren im Bundestag liegt, basiert auf unseren Ausarbeitungen.
Doch trotz aller Beteuerungen nach jedem neuen Lobbyskandal, hat die GroKo in Sachen Lobbyregister nichts getan. Und auch jetzt hat der Geschäftsordnungsausschuss des Bundestags mit den Stimmen von Union und SPD verhindert, dass es noch vor der Sommerpause zu einer Anhörung kommt. Diese soll jetzt erst im Herbst stattfinden.
Neben einem strikten Verbot von Lobbyjobs für Abgeordnete, fordern wir ein Lobbyregister auf Bundesebene, das mindestens aufzeigt:
In wessen Auftrag sind die Lobbyist:innen unterwegs?
Auf welche Gesetzentwürfe versuchen sie Einfluss zu nehmen?
Wie hoch ist das jeweilige Budget, das für Lobbytätigkeiten eingesetzt wird?
Mit welchen Abgeordneten treffen sich die Lobbyist:innen zu welchen Themen?
Der immense Druck, den die Regierungsparteien jetzt von allen Seiten erfahren, ist eine große Chance, die Politik endlich auf ein Lobbyregister zu verpflichten. Doch die Gefahr ist groß, dass die Union das Thema ein für alle Mal mit einem zahnlosen Lobbyregister-Light abräumt – vergangene Ankündigungen und aktuelle Stimmen aus CDU/CSU lassen daran kaum Zweifel.
Jetzt haben wir die Chance, in Zukunft ungerechten, gefährlichen und geheimen Lobbyeinfluss gemeinsam massiv zu erschweren.
Wir wollen jetzt dafür sorgen, dass die oben genannten Eckpunkte für ein wirkungsvolles Lobbyregister in der öffentlichen Diskussion und den Plänen der Parteien ganz vorne stehen.
Bitte unterstützen Sie uns heute als abgeordnetenwatch.de-Förder:in (schon ab 5 Euro im Monat und steuerlich absetzbar).
Mit Ihnen und möglichst vielen Menschen an unserer Seite treten wir gegenüber der Politik selbstbewusst auf – lassen Sie uns jetzt gemeinsam einen wichtigen Grundstein für eine fairere Politik legen.