FOCUS ONLINE Gesundheit - "Für wen besteht höchstes Sterberisiko? - Großes Rätsel um Raucher: Forscher analysieren 11.000 Corona-Todesfälle""Wie wahrscheinlich ist es, an der Krankheit Covid-19 zu sterben? Diese Frage beschäftigt Experten weltweit. Eine große Studie aus England bestätigt nun viele der Risikofaktoren und gibt mit zwei überraschenden Erkenntnissen zu denken.
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Die Autoren der Studie betonen, dass die entdeckten Zusammenhänge nicht zwingend kausal sein müssen. Wechselwirkungen mit anderen klinischen Einflüssen sind möglich. Dennoch bestätigt die Untersuchung viele Faktoren, die es wahrscheinlicher machen, an Covid-19 zu sterben, etwa Alter, Diabetes und die Ethnie.Geringeres Sterberisiko von Rauchern?Überraschend zeigen sich aber auch zwei Faktoren, die die Forscher mit einem leicht geringeren Sterberisiko in Zusammenhang brachten: Rauchen und Bluthochdruck.
Bisher nennt das Robert-Koch-Institut (RKI) Raucher unter den Risikogruppen. Es weist jedoch darauf hin, dass es dafür lediglich eine schwache Evidenz gibt, also wenig wissenschaftliche Nachweise.
Insofern ist auch für die Autoren der aktuellen Studie der Zusammenhang „neu“ und „unerwartet“, dass Rauchen das Sterberisiko senkte.
Allerdings betonen sie in den Anmerkungen, dass es sich eben nicht um einen kausalen Zusammenhang handelt. Diesen genauer zu untersuchen, ginge über den Rahmen ihrer Analyse hinaus und bedürfe weiterer Studien. Gleiches gelte für Bluthochdruck.
Dagegen erhöhten folgende Faktoren der Studie zufolge das Sterberisiko.Risikofaktor Vorerkrankungen bei Covid-19AdipositasBesonders ab einem Body-Mass-Index von mehr als 40 identifizierte die aktuelle Studie starkes Übergewicht als deutlichen Risikofaktor für die Sterblichkeit.
Fettleibigkeit verursacht Entzündungen im Körper und beeinflusst die Immunabwehr negativ. Übergewicht erhöht im Allgemeinen das Risiko für Diabetes-Typ-2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – weitere Hauptrisikofaktoren für Covid-19.[...]
Atemwegserkrankungen sowie schweres AsthmaAls weiteren Risikofaktor bekräftigt die Untersuchung Atemwegserkrankungen sowie schweres Asthma.Warum Patienten mit der chronischen Lungenkrankheit COPD besonders gefährdet sind, erklärte der Pneumologe Michael Barczok bereits im Gespräch mit FOCUS Online: „COPD-Patienten haben oftmals ihre Lungenreserven bereits aufgebraucht.“ Ihnen fehle demnach der Puffer, weil ihr Lungenvolumen ohnehin eingeschränkt sei. Die Gefahr eines Atemversagens ist groß.
AutoimmunerkrankungenDazu zählen die Studienautoren etwa rheumatoide Arthritis, Lupus oder Psoriasis. Außerdem gehören zu Autoimmunerkrankungen beispielsweise Multiple Sklerose, Myasthenie, Vaskulitis oder Sarkoidose Autoimmun-Enzephalitis. Wer daran leidet, erhält häufig immunsupprimierende oder immunmodulierende Medikamente, die grundsätzlich infektanfälliger machen.Die Analyse aus England zeigt hier zwar ein erhöhtes Sterberisiko an. Aber es muss erst noch ein kausaler Zusammenhang nachgewiesen werden.
DiabetesWieder einmal steht auch Diabetes Typ 2 in der Liste der Risikofaktoren. Welche Rolle es genau spielt, untersuchen Experten noch. Ein kritischer Punkt ist vermutlich, dass erhöhte Glukosewerte das Immunsystem schwächen.
Nach Informationen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) scheint ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf einschließlich akutem Lungenversagen und Multiorganversagen vorhanden zu sein. Ob der Covid-19-Verlauf und Diabetes Typ 2 tatsächlich kausal zusammenhängen, ist derzeit allerdings nicht geklärt. Häufig jedoch treten weitere Risikofaktoren wie Alter, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gemeinsam mit der Stoffwechselkrankheit auf.
Herzerkrankungen (chronisch)Herz-Kreislauf-Patienten haben oft mit schweren Covid-19-Verläufen zu kämpfen. Ihre Sterblichkeit ist höher als unter anderen Betroffenen. Mit diesem Umstand haben sich Forscher am Universitätsklinikum Frankfurt beschäftigt und berichten darüber im gerade erschienen Magazin „Wissen Wird“ des Universitätsklinikums:
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KrebsDas RKI listet Krebspatienten ebenso unter den Risikogruppen auf. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) bewertet die Situation in einer Stellungnahme etwas differenzierter:
„Vor allem Krebspatienten mit einem geschwächten Immunsystem und Personen, bei denen zeitgleich weitere Infektionen der oberen Luftwege auftreten, sind der Risikogruppe zugeordnet.“
LebererkrankungenEin erhöhtes Risiko fanden die Wissenschaftler aus England vor allem für Patienten mit verminderter Leberfunktion.„Bislang ist unklar, ob Leberkranke generell ein höheres Risiko von schweren Covid-19-Verläufen haben“, schreibt die Deutsche Leberhilfe.
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Neurologische ErkrankungenChronische, neurologische Erkrankungen unterteilten die Forscher der „Nature“-Studie in solche:
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mit kardiovaskulärer Ursache wie Schlaganfall, TIA, Demenz und
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die die Atemwegsfunktion beeinträchtigen aufgrund von neurologisch-motorischen Auswirkungen durch etwa Multiple Sklerose, Parkinson, Zerebralparese oder fortgeschrittene Kleinhirnerkrankungen.Neurologische Schäden sind außerdem eine Folge einer Sars-CoV-2-Infektion. Davon berichten immer mehr Corona-Überlebende. Forscher beschreiben inzwischen das „Covid-19-Brain“.
Körperliche Risikofaktoren bei Covid-19Alter:Was seit Monaten bekannt ist, bestätigt die große Analyse aus England wieder: Mit dem Alter steigt das Risiko, an der Viruserkrankung zu sterben. Konkret: Menschen im Alter von 80 Jahren oder älter starben mit einer 20-fach höheren Wahrscheinlichkeit an Covid-19 als 50- bis 59-jährige Patienten.
Das liegt einerseits daran, dass Menschen in höherem Alter oft diverse Krankheiten mitbringen. Andererseits arbeitet das Immunsystem im Laufe der Lebensjahre nicht mehr so effektiv. Mediziner sprechen dann von „Immunoseneszenz“.
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Ethnie:Ein weiterer Risikofaktor, den niemand beeinflussen kann, scheint die Abstammung zu sein.
Südasiaten und Patienten mit dunkler Hautfarbe oder mit gemischt-ethnischem Hintergrund starben rund 1,6- bis 1,9-mal häufiger an Covid-19 als Weiße – auch wenn ihre medizinischen Vorerkrankungen berücksichtigt wurden.Geschlecht:Direkt zu Beginn des Coronavirus-Ausbruchs beobachteten chinesische Mediziner: Es trifft Männer schwerer als Frauen und sie sterben öfter. Weltweit setzte sich diese Beobachtung fort.
Die Studie aus England zeigt nun ebenfalls:
Männer haben ein um gut 1,6-fach höheres Covid-19-Sterberisiko als Frauen.Als wahrscheinlichste Erklärung dafür gilt das doppelte X-Chromosom, das den Frauen einen Vorteil in der Immunabwehr verschafft. Denn hier liegen viele Gene fürs Immunsystem. Es ist demnach wohl aktiver, reagiert schneller als das der Männer und wehrt viele Viren besser ab.
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Ausführlich dazu siehe:https://www.focus.de/gesundheit/news/gr ... GESUNDHEITDie noch weiter zu evaluierende (von weiteren Wissenschaftlern zu überprüfende) Studie finden Sie unter dem Preprint (Vorabdruck):Nature.com - "OpenSAFELY: factors associated with COVID-19 death in 17 million patients"
Nature.com - "OpenSAFELY: Faktoren im Zusammenhang mit dem Tod von COVID-19 bei 17 Millionen Patienten "
https://www.nature.com/articles/s41586- ... erence.pdf Bleiben Sie gesund