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"Volksverräter" ist nun zum Unwort des Jahres gewählt worden. Das gab die Sprecherin der "Unwort"-Jury, Sprachwissenschaftlerin Nina Janich, in Darmstadt bekannt. Das Wort sei ein "Erbe von Diktaturen", sagte sie. In der Begründung der Jury heißt es, Anhänger von Pegida, AfD und ähnlichen Initiativen würden den Begriff als Vorwurf gegenüber Politikern verwenden. Er sei undifferenziert und diffamierend und würde "das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft" abwürgen.
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http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 29297.html
Dazu fällt mir ein, dass "Kollateralschaden" auch schon einmal zum Unwort des Jahres gewählt wurde. Das hat aber bekanntlich nicht verhindert, dass auch Gutmenschen Kollateralschäden ihrer Weltrettumgsaktivitäten in Kauf nehmen. Mit diesen Kollateralschäden befassen die dafür unmittelbar politisch Verantwortlichen sich allerdings nicht gerne:
Bundesregierung zurückhaltend
Debatte über Gedenken für Anschlagsopfer - CDU-Vorstoß im Bundestag
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Über eine offiziellen Trauer- oder Gedenkfeier wird schon länger diskutiert, der Bund und das Land Berlin betrachteten dabei die jeweils andere Seite als zuständig. Am Wochenende hatte sich eine Frau, deren Lebensgefährte seit dem Attentat um sein Leben kämpft, zu Wort gemeldet: „Ich finde die mangelnde Beachtung vonseiten des Staates traurig und unwürdig“, sagte sie dem Berliner „Tagesspiegel“. Aus ihrer Sicht wäre ein Staatsakt angemessen.
https://www.hna.de/politik/debatte-uebe ... 03001.html
Da "das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft" in solchen Fällen gutmenschlicherseits eher unerwünscht sind, werden sich die Wutbürger von gutmenschlichen Sprachwissenschaftlern auch kaum vorschreiben lassen, mit welchen Begrifflichkeiten sie das kommentieren.