von Ricarda » Do 3. Mär 2011, 12:36
Den folgenden Text habe ich vor über dreißig Jahren geschrieben:
Von Bienchen und Blümchen oder
Der kleine Unterschied bei den privaten Krankenversicherern
Aufgrund meines Berufs ist mir der Zugang zu den gesetzlichen Krankenversicherungen versperrt. Das ist an sich kein Unglück. Das beginnt erst, als ich mich nach Abschluss meiner Ausbildung nach einer privaten Krankenversicherung umschaue Als halbwegs kritischer Verbraucher prüfe ich zunächst mehrere Angebote. Kurz darauf sitzt mir der erste Versicherungsvertreter gegenüber.
Die Herrschaften haben zwei Tarife. Die Leistungen sind ungefähr die gleichen, nur der zweite ist um etwa 80 % teurer. Natürlich interessiert mich der erste, aber der – so erfahre ich – ist nichts für mich. Das ist der „Männertarif“. Ich stutze, aber der Versicherungsvertreter – männlich natürlich – belehrt mich überlegen: „Alles statistisch erwiesen, meine Dame, die Frauen verursachen wesentlich mehr Kosten.“
„Achtzig Prozent?“, frage ich lauernd Mein ungläubiges Staunen veranlasst ihn, ein bewährtes Beispiel herauszukramen. „Was glauben Sie, wie viele Kosten uns allein durch Schwangerschaften und Geburten entstehen?“, fragt er.
An dieser Stelle werde ich ernsthaft böse. Zwar bin ich geistig nicht sehr gewandt, aber wenn ich die alte Geschichte mit dem Bienchen und dem Blümchen richtig interpretiere, bedeutet das doch wohl, dass in irgendeiner Form auch die Männer am Entstehen von Schwangerschaften beteiligt sind. „Warum also“, erkundige ich mich listig, „warum sollen die Frauen das alleine bezahlen“?
Mein Besucher scheint seinen taktischen Fehler zu bemerken. Weil er die Frage weder beantworten kann noch will, preist er nun die Vorteile einer mit Unfallrente gekoppelten Lebensversicherung an. Ich verfolge unterdessen meinen Gedanken hartnäckig weiter. „Wie ist es denn, wenn ich mich sterilisieren lasse, gilt dann der Männertarif?“ Auf solche Fragen werden junge Versicherungsvertreter offensichtlich nicht vorbereitet. Mein Besucher rettet sich in Allgemeinplätze. „Die Frauen rennen ja auch wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt, während die Männer alles selbst auskurieren“, meint er nun. „Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl“, denke ich, aber ich halte mich zurück und verweise darauf, dass ich in der Regel etwas Besseres zu tun habe, als in Wartezimmern herumzusitzen.
Für diesen Fall hat mein Besucher ein Bonbon parat. „Wenn Sie uns ein Jahr nicht in Anspruch nehmen, bekommen sie einen Teil der Versicherungssumme zurück“, sagt er. Ich bin gerührt. Allerdings gilt die Rückerstattung auch für Männer, die die Versicherung nicht in Anspruch nehmen. Der achtzigprozentige Unterschied bleibt. Es ist nun mal die primäre Bestimmung der Frau, Kinder zu gebären, und dafür wird sie versichert – ob sie will oder nicht.
Inzwischen hat mir ein besonders lieber Mensch – männlich natürlich – einen wertvollen Tip gegeben, wie ich diese ganzen Schwierigkeiten umgehen kann. „Heiraten Sie doch einfach“, meinte er, „dann sind Sie bei Ihrem Mann mitversichert“.
Na, ist das eine Idee? So einfach kann man das Problem lösen. Man muss halt nur einen Mann fragen!