Über die Schuldenkrise der Euro-Staaten ist längst auch die parlamentarische Demokratie ins Gerede gekommen. Unter anderem deshalb, weil Bundesregierung, Bundestag und der Bundespräsident die Milliardenhilfen für Griechenland im Frühjahr 2010 in nicht einmal vier Wochen auf den Weg brachten. Für die Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes um fünf Euro rangen Union und SPD immerhin ganze fünf Monate miteinander, zuweilen bis in die tiefe Nacht hinein. Viele Bürger haben das nicht vergessen.
Die Kläger kritisieren, dass das Bundesverfassungsgericht ein politisches Urteil im Sinne der Regierung anstrebe. Nun gerät über die EU-Schuldenkrise aber auch noch das Bundesverfassungsgericht als Hüter der Demokratie in die Kritik. Es geht um die Frage, ob das höchste deutsche Gericht seiner Rolle als Verfassungshüter noch gerecht wird oder nicht. Anlass dieser Kritik ist eine jener 15 vom Verfassungsgericht angenommenen Klagen gegen den Euro-Stabilisierungsmechanismus und die Griechenland-Hilfe.
Quelle: welt.de
Auf dem Forum politikarena.de gibt es einen thread dazu. Dort habe ich heute geschrieben:
Alarich hat geschrieben:Wenn es zur Pleite der Griechen und vielleicht noch Italiens kommt, kann man realistisch mit einer hohen Geldentwertung und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit rechnen. Dann - darauf kannst Du Dich verlassen - hat jeder Hartz IV-Empfänger noch viel weniger als jetzt.
Wieso? Diese Länder sind doch nur Teile eines Wirtschafts- und Währungsraumes. Die 40.000 Insolvenzen jährlich in Deutschland berühren die Stabilität der Währung ja auch nicht.
Im Falle einer geordneten Staatsinsolvenz verlieren nur Gläubiger ihr Geld. Die Inhaber von Schuldverschreibungen wirtschaftlich schwacher Staaten haben sich für das Risiko, das sich dann verwirklicht, aber auch sehr gut bezahlen lassen. Die Zinssätze richten sich schließlich nach den Bewertungen der Ratingagenturen.
Warum sollten die Steuerzahler der wirtschaftlich stärkeren Länder die Risiken auffangen, für deren Eingehung die Kapitalbesitzer hohe Zinsen kassiert haben?
Das dient keinen gesamtwirtschaftlichen, sondern nur lobbystarken Einzelinteressen. Die werden von der Politik bedient und das BVerfG winkt das Ganze durch. Die Richter sind aber auch alle nach Parteibuchproporz von den führenden Parteibuchseilschaftern ausgesucht worden und letztendlich Teil der politischen Klasse.
Den ordnungsliebenden Deutschen erscheint das Gericht aber als eine Art Bollwerk gegen pflichtvergessene Politiker und damit als Garant einer funktionierenden Ordnung. Für die meisten Deutschen kann einfach nicht sein, was nicht sein darf.