Am 2. Juli 1993 wurden in der türkischen Stadt Sivas über 30 Aleviten in einem Hotel verbrannt. Der Anschlag galt dem türkischen Schriftsteller Aziz Nesin, der die satanischen Verse übersetzte und er bezeichnete das türkische Volk als zu dumm, um für die Demokratie einzutreten. Ähnliche Aussagen hört man in Deutschland ja auch, wenn sie über den "deutschen Michel" reden. Besagter Nezin wurde bereits 1949 von der Queen und vom Schah aus Persien wegen Majestätsbeleidigung verklagt.
Während des Festivals versammelten sich Menschen nach dem Freitagsgebet vor dem Hotel und zündeten das Hotel an, in dem das Festival stattfand. Die Brandstiftung war live im Fernsehen zu sehen, Militär und Feuerwehr schauten zu und griffen erst ein, als das Hotel niedergebrannt war. Mehrere Personen, darunter Azin, konnten über das Dach fliehen. Andere Personen, die aus dem Erdgeschoss flohen, wurden daran gehindert und attackiert. Der Bürgermeister von Sivas stachelte laut Augenzeugen den Mob vor dem Hotel an. Er gehörte damals zur gleichen Partei wie Erdogan und Gül: Islamische Wohlfahrtspartei. Der Hauptverantwortliche von Sivas konnte bis zu seinem Tod unbehelligt in seiner Heimatstadt leben. Gegen einige Teilnehmer wurde die Todesstrafe ausgesprochen, allerdings flohen neun dieser Mörder nach Deutschland und bekamen hier Asyl und engagierten sich für Milli Görus. Andere Mörder bekleideten später öffentliche Ämter in der Türkei.
Auf der deutschsprachigen Seite der Alevitischen Gemeinde schreibt deren Vorsitzender, dass am Tatort eine Dönerbude und ein Blumenladen stehen, während die Täter alle frei sind. Neun davon halten sich in Deutschland auf, andere sind Parlamentsabgeordnete und Bürgermeister. Auch schreibt der Vorsitzende, dass regelmäßig Übergriffe von Fascho-Türken stattfinden.
Der türkische Staat, der jedes Jahr zu Recht dem Anschlag von Solingen gegen die Familie Genç gedenkt, wird aufgefordert, Gleiches bei rassistischen, nationalistischen und islamistischen Anschlägen im eigenen Land zu tun. Die türkische Regierung macht sich unglaubwürdig, wenn sie Gleiches ungleich behandelt und außerhalb der eigenen Staatsgrenzen das Einhalten der Menschenrechte einfordert, im eigenen Land aber ebensolche mit Füßen tritt.
Die Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. gedenkt den 20. Jahrestag des Massakers von Sivas. Zugleich prangert sie an, dass die Tatverdächtigen straffrei ausgegangen sind, mindestens neun von den Attentätern in Deutschland leben, einer von diesen unter fadenscheinigen Methoden eingebürgert wurde und am Tatort immer noch keine angemessene Gedenkstätte existiert und es an jedem Jahrestag zu polizeilichen Übergriffen auf Gedenkende kommt.
Der Mord an 35 Menschen wurde vom türkischen Fernsehen live übertragen. Einige der verurteilten Mörder haben sich – vermutlich mit staatlicher Unterstützung – ins Ausland abgesetzt. Mindestens 9 von ihnen leben hier in Deutschland.
Den Mut, sich der Vergangenheit zu stellen, hat die Türkei auch 20 Jahre nach dem Massaker nicht aufbringen können: Hält man den Umgang europäischer Länder mit Massakern und deren Opfern im Blick, ist es weder verständlich noch akzeptabel, dass in den Folgejahren am Tatort in Sivas erst ein Kebap-Restaurant, anschließend ein Blumenladen betrieben wurden, darüber hinaus auf der einzigen Gedenktafel zwei Täternamen mit denen der Opfer aufgeführt werden und es an jedem Jahrestag zu gewaltsamen Übergriffen der Polizei gegenüber der Gedenkenden, die das Hotel Madimak aufsuchen, kommt.
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