: «Wir werden nicht mehr ernst genommen»Aufstand gegen KuscheljustizImmer mehr Bürger drehen durch und die Richter lassen sie laufen. Das stösst drei Polizeichefs sauer auf. Die Gewalt gegen Beamte habe eine neue Dimension angenommen.
Publiziert: 12.02.2013
Von Myrte Müller
Hooligans, Kriminaltouristen, pöbelnde Aslybewerber. Sie machen, was sie wollen. Ohne jeden Respekt. Nicht nur die Bürger im Tessin haben genug davon. Erstmals lassen die Polizeikommandanten von drei Gemeinden so richtig Dampf ab.
Das Fass zum Überlaufen brachte eine Prügelei an der Fasnacht vergangene Woche. Tatort ist das sonst so friedliche Montagnola TI bei Lugano. Eishockey-Hooligans randalierten. Zwei Gemeindebeamte in Uniform rückten an – da rastete die Gruppe völlig aus. Zehn junge Männer rissen die Beamten zu Boden, traktieren sie mit Faustschlägen und Tritten.
«Sie haben Todesangst»
«Meine Männer wurden grün und blau geschlagen. Es geht ihnen schlecht. Weniger wegen der Verletzungen an Körper und Gesicht. Sie hatten Todesangst, sind traumatisiert», sagt ihr Chef Marco Urbani (45), Polizeikommandant von Collina d’Oro.
Er ist empört: «Die Täter sind aktenkundig. Sie wurden nicht einmal in Gewahrsam genommen. Sie laufen frei herum, stehen vor dem Spital, bedrohen unsere beiden Polizisten mit dem Tod.»
Für den Kommandanten leider Alltag. «Wir Polizisten werden einfach nicht mehr ernst genommen», sagt Urbani.
Auch der Kriminaltourismus macht ihm Sogen. «Diebe und Schläger werden nicht mehr bestraft, und die Schweiz wird zu einem Eldorado für Kriminelle aus dem kriselnden Europa.»
Der Kommandant warnt: «Mit der Körperverletzung an der Fasnacht hat das Phänomen der Respektlosigkeit gegenüber der Polizei eine neue Dimension angenommen. Wir müssen auf der Hut sein und dem sofort einen Riegel schieben.»
Gewalt verzehnfacht
Gewalt gegen Polizeibeamte ist nicht nur ein Tessiner Problem. Laut dem Verband Schweizerischer Polizeibeamte (VSPB) hat sich die Zahl der Angriffe und Drohungen gegen Polizisten in der ganzen Schweiz in zehn Jahren verdreifacht.
Im Jahre 2000 gab es 774 Fälle, 2010 lag die Zahl bereits bei 2258. Der Generalsekretär der VSPB, Max Hofmann, appelliert an die Staatsanwaltschaften, bei Gewalttaten gegen Polizisten hart durchzugreifen.
http://www.blick.ch/news/schweiz/tessin ... 02505.htmlEs wäre an der Zeit, wenn da endlich etwas unternommen würde. Man kann tagsüber und vor allem nachts kaum noch ohne Angst zu haben alleine unterwegs sein.