Ukraine

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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Mi 15. Mai 2024, 13:39

Uel hat geschrieben:Denn die politische Verbrecherbande, die sich Kommunisten oder wie auch immer nannten, wollten keine selbständigen Bauern erdulden, schon garnicht welche auf fruchtbaren Böden mit Aussichten auf finanzielle Unabhängigkeit. Sie wollten allen privaten Landbesitz in Gemeinschaftsbesitz überführen. Es handelte sich also nicht um ein Verbrechen aus nationalistischen ethnischen Gründen sondern war ein Wirtschaftsverbrechen, unumkehrbar gemacht durch Beseitigen der Bauernschaft.


Das war mir bekannt, Stalin hielt die Ukrainer wegen der vielen freien Bauern für "bourgeois verseucht".

Hier ging es aber um die Frage, ob Widerstand gegen Tyrannei auch um den Preis eines großen Krieges vernünftig und vertretbar sein kann. Dabei ist es vollkommen irrelevant, welche Motive ein Tyrann für millionenfachen Massenmord hat. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, dass Unterwerfung noch schlimmere Folgen haben kann als Selbstverteidigung.

Übrigens gilt das auch im Hinblick auf künftige Kriege. Wer sich unterwirft, um sich nicht in einem Krieg gegen die Tyrannei verheizen zu lassen, könnte durchaus als Kanonenfutter des siegreichen Tyrannen in dessen nächstem Abenteuer enden. Das hat man nach der Aufgabe seiner Freiheit nicht mehr in der Hand, weil man gar nichts mehr in der eigenen Hand hat.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Fr 17. Mai 2024, 00:29

Widerstand hat nur einen Sinn: wenn man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Aussicht auf Erfolg hat, alles Andere ist naive idealistische Dummheit.
Die Ukraine wird niemals Russland besiegen können, denn die Nachbarschaftslage zu der Großmacht bleibt bestehen, selbst wenn man alle Flächen zurückerobern und dann einen Waffenstillstand erreichen könnte. Je mehr Schaden man Russland und damit den Russen antut, desto mehr wird sich die Bevölkerung Putin anschließen, um ihren so gewohnten und so sehr geliebten Großmachtstatus zu sichern. Die Respektlosigkeit des Westens gegenüber dem Bankrotteur und Neuanfänger Russland hat die Sehnsucht nach dem starken Mann in Gestalt von Putin erst entstehen lassen.

Alex, Deine theoretischen völkerrechtlichen Überlegungen werden in den Machtoptionen und Neupositionierungen der Weltmächte keinerlei Relevanz haben und deutsche Befindlichkeiten erst recht nicht. Deutschland soll eher darauf achten, dass es von der US-Politik nicht als willenloser stets gehorsamer Trottel aufgefasst wird.
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Fr 17. Mai 2024, 08:03

Uel hat geschrieben:Widerstand hat nur einen Sinn: wenn man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Aussicht auf Erfolg hat, alles Andere ist naive idealistische Dummheit.


Ja klar, so naiv - dümmlich wie die Vietnamesen und Afghanen waren, die sich ernsthaft eingebildet hatten, den Zugriffen imperialer Großmächte widerstehen zu können. :roll:

Im Ernst: In so einem Krieg muss der angegriffene kleine Staat nur überleben, um zu gewinnen. Der große Aggressor dagegen muss ein nachhaltig feindliches Territorium gegen internationalen Widerstand in sein Imperium integrieren. Das ist die weitaus schwierigere Aufgabenstellung.

Putin weiß schon, warum die Russen jetzt mit aller Macht angreifen. Die westliche Unterstützung der Ukraine wird jetzt wieder massiv verstärkt. Die Russen müssen jetzt ihre Minimalziele erreichen und deren Verteidigung ausbauen. Im Spätsommer und danach bis weit ins nächste Jahr werden sie gar nichts mehr erobern.

Alex, Deine theoretischen völkerrechtlichen Überlegungen werden in den Machtoptionen und Neupositionierungen der Weltmächte keinerlei Relevanz haben und deutsche Befindlichkeiten erst recht nicht. Deutschland soll eher darauf achten, dass es von der US-Politik nicht als willenloser stets gehorsamer Trottel aufgefasst wird.


Mein vorhergehender Post hatte gar nichts mit Völkerrecht zu tun, eher mit Zoologie. Menschen ohne jedes Recht sind einfach nur intelligente Raubtiere. Kein Raubtier beißt zweimal in einen Igel, weshalb China seinen stacheligen Nachbarn Vietnam seit den 70er Jahren in Ruhe lässt. Wenn Trump nicht noch einmal Präsident wird, werden die Russen in der Ukraine ebenso auf ihre große Fresse fallen wie Franzosen, Amerikaner und Chinesen in Vietnam.

Übrigens glaube ich nicht, dass denkende Amerikaner die Deutschen nach dem Ärger um die verweigerte Teilnahme am Irakkrieg 2003 und Nordstream II noch für willenlose Knechte halten. Im Gegenteil, das heutige Deutschland gilt amerikanischen Strategen als undankbar und unzuverlässig.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Sa 18. Mai 2024, 19:29


Ja klar, so naiv - dümmlich wie die Vietnamesen und Afghanen waren, die sich ernsthaft eingebildet hatten, den Zugriffen imperialer Großmächte widerstehen zu können. :roll:


Der Preis für Vietnam war allerdings gigantisch, von den noch nicht verheilten Wunden können Touristen stets berichten. Und ob eine flexiblere Haltung der Nordvietnamesen nicht viel Unglück hätte verhindern können, darüber lässt sich für alle Zeiten nur noch spekulieren. Was hierbei vergessen wird ist, dass selbst Südvietnam schon ein postkolonialer Staat war. Denn Deutschland wurde ohne Krieg wiedervereinigt.*** Selbst heutige Nordvietnamesen scheinen das Ganze etwas selbstkritisch zu sehen, denn sie haben m.K.n. nie versucht, die USA wegen Kriegsverbrechen anzuklagen, wissend dass sie selbst auch nicht ohne waren.

Afghanistan ist ja ein tolles Beispiel, wo ein Land nach Kriegsgewinn nur von Fortschrittlichkeit und Zukunftsoptionen so strotzt und alle, die verzweifelt nach Fluchtwegen suchen, sind nur mangelhafte Patrioten? Und die Volkswirtschaft wird mit Rauschgiftexport am Leben gehalten. Schon die 68er schwärmten von "Schwarzen Afghanen". Alle diese Länder einschließlich Ukraine haben als Spielball zwischen den Großmächten bezahlen müssen.

Im Gegenteil, das heutige Deutschland gilt amerikanischen Strategen als undankbar und unzuverlässig.


Wie man eine nicht besuchte völkerrechtswidrige Theateraufführung, genannt Irak-Krieg, als Indiz für politische Dummheit und Unzuverlässigkeit anführen kann, da muss man seine Werteskala schon sehr dejustieren. Ein Verhältnis, in dem man seinem Partner nicht kluges Wirtschaften erlaubt (günstige Gasversorgung), ist kein Bündnis sondern hat was von kollonialem Anspruchsdenken. Wenn der US-Präsident auf einen der größten ausländischen Stützpunkten (Rammstein) einfliegt und den deutschen Bundeskanzler zum Rapport einbestellt weil er zu wenig Kriegsgerät ins Kriegsgebiet liefert, das hat schon etwas Demaskierendes. Hätte man sich doch an den Grundsatz der weitsichtigen Diplomatie der Bonner Republik gehalten: niemals Waffen in Kriegsgebiete.


*** Mauertote und Gefängnisopfer wären jedenfalls gering gegen ein kriegerisches Gemetzel gewesen.
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Sa 18. Mai 2024, 20:02

Die Ansprüche wurden abgewiesen. Sogar bereits im Vietnamkrieg hat die Erhardt - Regierung amerikanische Wünsche, deutsche Spezialtrupoen (Mineräumer zu Lande und zur See), zu ihrer Unterstützung zu schicken. Wenn die Amerikaner Nordstream II gesprengt haben sollten, wäre das sogar der ultimative Beweis, dass Deutschland keine amerikanische Kolonie ist. Das hätten Kolonialherren nämlich nicht nötig gehabt.
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Re: Ukraine

Beitragvon maxikatze » So 19. Mai 2024, 07:34

AlexRE hat geschrieben:Die Ansprüche wurden abgewiesen. Sogar bereits im Vietnamkrieg hat die Erhardt - Regierung amerikanische Wünsche, deutsche Spezialtrupoen (Mineräumer zu Lande und zur See), zu ihrer Unterstützung zu schicken. Wenn die Amerikaner Nordstream II gesprengt haben sollten, wäre das sogar der ultimative Beweis, dass Deutschland keine amerikanische Kolonie ist. Das hätten Kolonialherren nämlich nicht nötig gehabt.

Es ist auffallend still um die absichtliche Zerstörung geworden - zu still. Vielleicht liege ich nicht verkehrt, wenn ich mir vorstelle, als der US-Präsident versprach, die Pipeline niemals in Betrieb gehen zu lassen, sollte Russland in die Ukraine einmarschieren, was das für ein Beben auslösen würde, wenn herauskäme, dass Biden die Sprengung befohlen haben könnte.
>>Bei einem Einmarsch Russlands in die Ukraine „wird es kein Nord Stream 2 mehr geben“, sagte Biden bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundeskanzler - und deutete an, dass die Vereinigten Staaten diese Ankündigungen aus eigener Kraft umsetzen könnten (siehe Update von 22.04 Uhr). Scholz beteuerte, Deutschland und die USA würden bei Sanktionen „komplett einvernehmlich agieren“.<<
Hier
Darf ich Scholz so verstehen, dass er sich komplett einvernehmlich unterwirft - oder unterwerfen muss, weil Deutschland keine 3 Tage fähig wäre, unser Land militärisch gegen einen Aggressor zu verteidigen? Ist auf den US-Nato-Bündnispartner im Ernstfall noch Verlass?
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » So 19. Mai 2024, 12:20

maxikatze hat geschrieben:Darf ich Scholz so verstehen, dass er sich komplett einvernehmlich unterwirft - oder unterwerfen muss, weil Deutschland keine 3 Tage fähig wäre, unser Land militärisch gegen einen Aggressor zu verteidigen? Ist auf den US-Nato-Bündnispartner im Ernstfall noch Verlass?


An der Verteidigungsfähigkeit der Europäer wird ja gearbeitet. Wenn Scholz sich aber unterwirft, weil der amerikanische Geheimdienst alles über Cum Ex weiß, ist nichts mehr zu machen.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Mo 20. Mai 2024, 01:23

Darf ich Scholz so verstehen, dass er sich komplett einvernehmlich unterwirft - oder unterwerfen muss, weil Deutschland keine 3 Tage fähig wäre, unser Land militärisch gegen einen Aggressor zu verteidigen? Ist auf den US-Nato-Bündnispartner im Ernstfall noch Verlass?


Liebe Maxi,
erst einmal funktioniert die nukleare Abschreckung seit über 60 Jahren und ich kann mir nicht vorstellen, dass die USA je erklären würden, Russland könnte ohne jegliche Konsequenzen Nato-Verbündete angreifen.
2. liegt Deutschland inzwischen nicht mehr in Frontlage, und wenn USA und Polen sich so gut verstehen, so ist das Ganze zunächst mal ihr Problem.
3. Unser größtes Problem ist die mangelnde Resilenz unserer Infrastruktur und die digitale Totalisierung macht es russische IT-Spezialisten leicht, Deutschland zu verwunden ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Man erinnere sich, was die Amerikaner mit dem iranischen Atomprogramm konnten.
4. Unsere größte Leichtfertigkeit ist die mangelhafte Harmonisierung mit Frankreich, wie sie zu Zeiten unserer großen Kanzler stetig und selbstverständlich stattfanden. Langfristig muss Frankreich eine deklarierte atomare Schutzmacht der EU werden.

Meine größte Sorge ist, dass man Rüstungsgeld in veraltete Militärprodukte wie Panzer verschwendet, die angeblich mit wesentlich billigeren Drohnen zu Hauf ausgeschaltet werden könnten.
Die wesentliche Frage aber ist, ob ein wohlstandsverwarlostes Land überhaupt verteidigungsfähig ist.
Liebe Grüße
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Mo 20. Mai 2024, 07:22

Uel hat geschrieben:4. Unsere größte Leichtfertigkeit ist die mangelhafte Harmonisierung mit Frankreich, wie sie zu Zeiten unserer großen Kanzler stetig und selbstverständlich stattfanden. Langfristig muss Frankreich eine deklarierte atomare Schutzmacht der EU werden.


Sind Staaten nicht ausschließlich interessengeleitet, das Völkerrecht graue Theorie und kleine Münze, politische Moral nur Phantasterei?

Wenn eine russische Führung die Nerven haben sollte, die konventionelle Verteidigung der Nato östlich des Rheins und in Skandinavien mit kleinen taktischen Atomwaffen zu zerschlagen, wird Frankreich zwischen irgendwelchen Deklarationen und dem eigenen Überlebensinteresse wählen müssen und nicht lange überlegen. Gegen Russland selbst wird es dann ganz sicher keine Atomwaffen einsetzen. Diese Idee eines "Nuklearschirms" zum Schutz nicht nuklear bewaffneter Verbündeter ist keine glaubhafte Abschreckung.

Das gilt allerdings auch für die USA. Für eine funktionierende nukleare Abschreckung zugunsten aller Europäer braucht es schon die nukleare Teilhabe vieler Verbündeter oder eine gesamteuropäische Atomstreitmacht.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Mo 20. Mai 2024, 11:01

Diese Idee eines "Nuklearschirms" zum Schutz nicht nuklear bewaffneter Verbündeter ist keine glaubhafte Abschreckung.

Das gilt allerdings auch für die USA. Für eine funktionierende nukleare Abschreckung zugunsten aller Europäer braucht es schon die nukleare Teilhabe vieler Verbündeter oder eine gesamteuropäische Atomstreitmacht.


Genau was ich immer meine: einen von der EU finanzierten Ausbau der Atomwaffen Frankreichs gibt es natürlich nicht ohne wirksame Sicherheitsmechanismen für die Sicherheit der EU. Dafür müssen sich Fankreich und Deutschland aber erst einmal strategisch harmonisieren um solch ein Großprojekt auf den Weg zu bringen. Daher ist Frankreich unser wertvollster Verbündeter, der auch ruhig mal zuvorkommend behandelt werden darf. Zumindest ist es vermutlich preiswerter als ständig immer schneller veralternde High-Tech Waffen zu ersetzen für die Verteidigung einer EU-Gesellschaftsstruktur, die ohnehin in den größten und wertvollsten Teilen nicht mehr kriegstauchlich zu machen ist.

Was die meisten selbsternannten Strategen immer vergessen: Frankreich hat eine menge unversenkbarer Flugzeugträger, genannt Übersee-Departments, da müsste ein Angreifer schon sein atomares Potential über die ganze Welt verstreuen. Ob die jeweiligen Nachbarländer das so gut finden würden glaub ich nicht.
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