Uel hat geschrieben:Ja, kann schon mal passieren, wenn es das Hauptziel der Auseinandersetzung war. Die Südstaatler können ja sehr froh sein, dass der Norden keine Bodenreform gegen die wirtschaftliche Machtgrundlage der "Landlords" durchgeführt hat und übergroße Ländereien an Kriegsveteranen als Kriegsbeute verteilt hat. Wär unter gerade wieder aktuellen Trump-Signalen aus den USA diesen vielleicht langfristig ganz gut bekommen. Will sagen: der Süden ist damals billig davon gekommen, denn die Farbigen konnte man ja als "freie" billige Lohnsklaven bis in die Mitte der 60er Jahre immer noch grottenschlecht behandeln, weil nicht alle in den Norden umziehen wollten oder konnten.
Natürlich, die siegreichen Nordstaaten waren in mancher Hinsicht sehr großzügig gegenüber den Besiegten, weil sie eine Spaltung der Nation auf unabsehbare Zeit vermeiden wollten. Meine Formulierung, dass der Sieger manchmal alles nehmen müsse, weil man eben manche Dinge nicht halbherzig handhaben kann, bezog sich allerdings ausschließlich auf die Grundfrage der Sklaverei selbst. Alle anderen offenen Fragen konnten nach dem Bürgerkrieg mit friedensfördernden Kompromissen geregelt werden, die Frage der Sklaverei aber nicht.
So ähnlich ist das mit der Souveränität von Staaten auch. Die Ukraine ist frei und kann nicht mit Gewalt gezwungen werden, ein kleines bisschen zur russischen Kolonie zu werden. Das ist mit dem Begriff "Souveränität" nicht vereinbar. In allen anderen offenen Fragen sind m. E. auch heute noch Kompromisse in der Art von Minsk II diskutabel, wenn man dadurch horrende Verluste auf beiden Seiten vermeiden und eine friedliche Zukunft ermöglichen kann.
Immerhin war die Krim tatsächlich eindeutig russisch, bis Chrustschow sie aus schwer nachvollziehbaren Gründen an die Ukraine angegliedert hat. Ich vermute ja mit Blick auf den Kaukasus, wo zu sowjetischer Zeit ähnlich fragwürdige Grenzziehungen vorgenommen wurden, dass das nur der Vorsorge für den Fall einer innenpolitischen Schwächephase einer künftigen kommunistischen Regierung der SU dienen sollte.
Wahrscheinlich war das Kalkül: Wenn nationalistische Kräfte erstarken sollten, können sie sich jedenfalls nicht alle gegen die Kommunisten verbünden, weil sie sich angesichts unnatürlicher Grenziehungen sofort gegenseitig an die Gurgel gehen.