Ali Ertan Toprak: Es sah zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen eine Zeit lang so aus, als lasse sich Rot-Grün zum Gehilfen der türkischen Zwangsassimilierung machen. Die Vertreterin des NRW-Schulministeriums erklärte sogar in der Islamkonferenz, dass alle als muslimisch erfassten Kinder für den Islamunterricht verpflichtend angemeldet werden sollten.
Welt Online: Also auch alevitische Kinder, wenn sie einen türkischen Pass haben?
Ali Ertan Toprak: Genau, der türkische Staat drückt jedem seiner Bürger den Stempel „Islam“ in den Ausweis, ob im In- oder Ausland. Eine Minderheit der hiesigen Aleviten hat aber auch die türkische Staatsbürgerschaft. Wenn diese alevitischen Kinder erst im Islam-Unterricht sitzen und sich dort abmelden müssen, wird unweigerlich sozialer Druck einsetzen, dieses Bist-du-kein-Moslem-oder-was-Mobbing, das wir aus der Türkei zur Genüge kennen.
Dort müssen außer den Christen alle Kinder den Zwangsislamunterricht besuchen. Wer sich wehrt, bekommt nicht nur sozialen, sondern auch juristischen Druck zu spüren. Eine Light-Variante drohte bislang in NRW.
Quelle: welt.de
Ich halte das für skandalös und für einen deutlichen Beleg, dass es überfällig ist, den gemeinsamen Nenner aller europäischen Verfassungsdemokraten zu formulieren und politisch zu organisieren, um solchen Auflösungserscheinungen der europäischen Verfassungsordnungen und den dafür ursächlichen Gehirnerosionserscheinungen bei einigen Akteuren unserer politischen Klasse aus allen gesellschaftlichen Schichten heraus umgehend solidarisch widersprechen zu können.
Dass heute jede Gruppe ihre verfassungsmäßigen Rechte einzeln geltend machen oder auch einklagen muss, halte ich für einen unbefriedigenden Zustand.