Absturz der German Wings A320

Hier können aktuelle Themen getrennt voneinander auf gesonderten threads erörtert werden.

Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon Quer » Do 9. Apr 2015, 06:45

Ich wundere mich seit dem 3.Tag nach dem Absturz, welche Aufmerksamkeit dieses Unglück erhält. Ohne jeden Zweifel ist es ein tragisches Ereignis und die Angehörigen habe sicher alle unser Mitgefühl und das ist auch richtig so. Auf der anderen Seite wird hier ein Hype veranstaltet, der vollkommen ungemessen ist und den Angehörigen viel mehr schadet als zu helfen. Es werden inzwischen die Häuser der Nachbarn der Eltern von der Presse umlagert ( um nicht belagert zu sagen ), Mneschen zu Stellungnahmen genötig, die mit dem Mann im gleichen Verein waren, ihn aber eigentlich nur gesehen haben, nichts von ihm wissen usw.
Täglich werden die Menschen, die einen lieben Menschen verloren haben, damit konfrontiert. Das empfinde ich als sehr rücksichtslos, unabhängig von der Wichtigkeit der Aufklärung.
In Kriegen, an denen Deutschland beteiligt ist - und auch den vielen anderen - kommen täglich mehr Menschen ums Leben. Das erfährt aber nicht diese Aufmerksamkeit. Warum wohl?
Politiker fliegen über die Absturzstelle, schütteln Hände, drücken ihr Mitgefühl aus. Das ist alles in Ordnung, aber in dieser Ausprägung? Ich halte die Aufmekrsamkeit, die dieses Unglück erhält, für vollkommen übertrieben.
Dazu würde ich gerne auf diesen Text aufmerksam machen.

http://www.nachdenkseiten.de/?p=25566
Grüße, Quer
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Wie soll man zukünftig verfahren?

Beitragvon Excubitor » Fr 10. Apr 2015, 20:29

Eine bedeutsame Frage ist, wie man in Zukunft mit depressiven Piloten verfahren soll, so dass sowohl deren als auch besonders den Interessen derjenigen gedient ist, für die sie die Verantwortung tragen, also im wesentlichen Flugpersonal und Passagiere.
Dazu hier ein aktuelles Interview, das von einer seitens eines Politikers vorgeschlagenen, sehr pauschalen Lösung ausgeht, die sicher nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann:
http://www.gmx.net/magazine/panorama/ge ... n-30567876

Anm.:
Ein pauschales Berufsverbot scheint nicht die optimale Lösung in einer sehr schwierigen Situation, die vor allem nicht in blinden Aktionismus abgleiten darf. Ich teile insoweit die Ansicht der Expertin, die in dem verlinkten Interview auch weitergehend gute Erklärungen zu Depressionen und Suizidalität liefert.
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Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon AlexRE » Fr 10. Apr 2015, 21:47

:roll:

Bayerns Innenminister erwägt Berufsverbot für Depressive

Depressiv heißt nicht gefährlich: Experten warnen seit dem Germanwings-Absturz vor falschen Schlüssen. Dennoch denken einige Politiker nun an drastische Konsequenzen.

(...)


http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2015-04/flugzeugabsturz-depression-berufsverbot-herrmann

Na ja, die CSU würde auch alle HIV - Positiven internieren, wenn sie könnte. Dieser "Vorstoß" bedeutet also noch nicht viel. Es ist aber nicht auszuschließen, dass Depressionskranke in sensiblen Berufen künftig den Schutz ihrer Krankendaten vor behördlichem Zugriff vergessen können und mit ständigen Pflichtuntersuchungen genervt werden ...
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon Quer » Mo 13. Apr 2015, 17:10

Ich finde, dass sich dieses Land auch mal fragen sollte, ob man wirklich jedes Risiko ausschalten kann? Wenn man das will, obwohl es nicht geht, sind die Folgen immer ein großer Verlust an Freiheit und Selbstbestimmung zugunsten von Kontrolle, Überwachung und Knebelung. Und meines Erachtens hat der Fall diese Absturzes und vor allem, wie mit ihm umgegangen wird, damit auch etwas zu tun. Wir können nicht immer verhindern, dass es zu solch tragischen Ereignissen kommen wird. Wenn wir jetzt Depressive wegsperren, ist das ein weiterer Schritt in noch größere Unfreiheit. Und selbst dauernde Tests auf psychische Belastbarkeit werden das nicht verhinden. Und wenn es kein Depressiver ist, dann ein anderer. Ich finde, wir sollten uns nicht mit Scheinsicherheit immer mehr Freiheit nehmen.
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Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon Staber » Mo 13. Apr 2015, 17:29

@ Quer
Wenn wir jetzt Depressive wegsperren, ist das ein weiterer Schritt in noch größere Unfreiheit.


Richtig nicht wegsperren! Nur , man sollte sie nicht in solchen verantwortungsvollen Jobs einbinden , wobei Menschenleben gefährdet sind .Da sollte man doch ein bischen genauer hinsehen!
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Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon AlexRE » Mo 13. Apr 2015, 17:38

Wenn Depressive aus allen Berufen mit gefahrgeneigten Tätigkeiten fliegen und vielleicht auch ihre Fahrerlaubnisse usw. verlieren, werden sehr viele von ihnen sich gar nicht mehr in ärztliche Behandlung begeben und ihre Probleme verheimlichen. Das kann dann zu noch größeren Gefahren für die Allgemeinheit führen als bisher ...
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Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon Livia » Mo 13. Apr 2015, 21:10

Staber hat geschrieben:@ Quer
Wenn wir jetzt Depressive wegsperren, ist das ein weiterer Schritt in noch größere Unfreiheit.


Richtig nicht wegsperren! Nur , man sollte sie nicht in solchen verantwortungsvollen Jobs einbinden , wobei Menschenleben gefährdet sind .Da sollte man doch ein bischen genauer hinsehen!


Dieser Meinung bin ich auch, immerhin hat der Pilot viele Menschen mit in den Tod gerissen und das ist entsetzlich.
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon Quer » Di 14. Apr 2015, 06:31

Das würde bedeuten, dass wir alle, die irgendwie ein ( möglichweise ) schweres Problem haben, - freundlich gesagt - von manchem ausschließen. Die kommen dann in die Psychiatrie oder hinter Gittern oder werden anders "behandelt". Das mag zwar sicher auch hin und wieder richtig sein, aber das führt doch zu weit. Sicher ist in diesem Fall das Risiko groß, aber dann darf man mit Depressionen auch nicht mehr bei Opel am Band stehen. Man könnte ja nicht korrekt arbeiten und das könnte übel ausgehen für die Fahrzeuginsassen.
Wir müssen uns entscheiden, ob wir möglichst große Sicherheit oder eine offene Gesellschaft möchten. Im Moment bewegen wir uns in die erste Richtung. Ich halte das für falsch und sehr schädlich.
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Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon Livia » Di 14. Apr 2015, 08:58

Quer hat geschrieben:Das würde bedeuten, dass wir alle, die irgendwie ein ( möglichweise ) schweres Problem haben, - freundlich gesagt - von manchem ausschließen. Die kommen dann in die Psychiatrie oder hinter Gittern oder werden anders "behandelt". Das mag zwar sicher auch hin und wieder richtig sein, aber das führt doch zu weit. Sicher ist in diesem Fall das Risiko groß, aber dann darf man mit Depressionen auch nicht mehr bei Opel am Band stehen. Man könnte ja nicht korrekt arbeiten und das könnte übel ausgehen für die Fahrzeuginsassen.
Wir müssen uns entscheiden, ob wir möglichst große Sicherheit oder eine offene Gesellschaft möchten. Im Moment bewegen wir uns in die erste Richtung. Ich halte das für falsch und sehr schädlich.


Nein so ist das nicht gemeint. Die heutige moderne Zivilisation ist vermehrt schuld an dieser Krankheit, wobei ich bemerken möchte, dass eine positive Einstellung zum Leben, der Arbeit, Familie und Freunde von grosser Wichtigkeit sind. Fehlt das bei besonders labilen Menschen ist oft die Depression die Folge davon. Viele Menschen sind heute unfähig Probleme in der Familie oder auch am Arbeitsplatz zu lösen. Sie nehmen Medikamente oder greifen zu Drogen wie Alkohol oder andere Drogen. Sie sind überfordert nicht nur am Arbeitsplatz, bei der Kindererziehung, bei Beziehungen usw. Es gibt keine starke Charaktere mehr, das wurde ausgemerzt, nur noch Weichlinge sind gefragt. Das und viel anderes sind die Folge von der überhandnehmenden Krankheit, die es eigentlich so gar nicht geben sollte. Eine Nachbarin von mir sitzt in ihrem Wohnzimmer und weint wenn es regnet. Unzufriedenheit ist auch ein Problem, dabei hat sie alles was ein zufriedener Mensch sich wünschen kann.

Depression - Prävention
Von Christiane Fux und Dr. med. Nina Buschek

Positiver Blick

Optimismus und eine positive Lebenseinstellung sind mächtige Schutzschilder gegen Depressionen. Ob jemand eine eher optimistische oder pessimistische Haltung hat, ist allerdings Teil des Charakters. Allerdings können auch eingefleischte Pessimisten ihre Weltsicht zum Positiven verändern. Beispielsweise, indem man sich bei negativen Gedanken und Erwartungen ertappt und sie hinterfragt. Wie ein Mensch die Welt wahrnimmt, ist immer auch eine Frage der Interpretation. Und die Welt positiver zu sehen, kann man lernen. Hilfreich für eine bessere Lebenseinstellung sind auch Rituale, in denen man sich gezielt die positiven Erlebnisse vor Augen führt. Schreiben Sie sich zum Beispiel jeden Abend mindestens drei Dinge auf, die an diesem Tag positiv zu verbuchen sind. Selbst dann, wenn der Tag ein rabenschwarzer war.


http://www.netdoktor.de/Gesund-Leben/Pr ... 11627.html
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Der weitere Umgang mit von Depressiven Episoden Betroffenen

Beitragvon Excubitor » Di 14. Apr 2015, 12:47

Livia hat geschrieben:
Quer hat geschrieben:Das würde bedeuten, dass wir alle, die irgendwie ein ( möglichweise ) schweres Problem haben, - freundlich gesagt - von manchem ausschließen. Die kommen dann in die Psychiatrie oder hinter Gittern oder werden anders "behandelt". Das mag zwar sicher auch hin und wieder richtig sein, aber das führt doch zu weit. Sicher ist in diesem Fall das Risiko groß, aber dann darf man mit Depressionen auch nicht mehr bei Opel am Band stehen. Man könnte ja nicht korrekt arbeiten und das könnte übel ausgehen für die Fahrzeuginsassen.
Wir müssen uns entscheiden, ob wir möglichst große Sicherheit oder eine offene Gesellschaft möchten. Im Moment bewegen wir uns in die erste Richtung. Ich halte das für falsch und sehr schädlich.


Nein so ist das nicht gemeint. Die heutige moderne Zivilisation ist vermehrt schuld an dieser Krankheit, wobei ich bemerken möchte, dass eine positive Einstellung zum Leben, der Arbeit, Familie und Freunde von grosser Wichtigkeit sind. Fehlt das bei besonders labilen Menschen ist oft die Depression die Folge davon. Viele Menschen sind heute unfähig Probleme in der Familie oder auch am Arbeitsplatz zu lösen. Sie nehmen Medikamente oder greifen zu Drogen wie Alkohol oder andere Drogen. Sie sind überfordert nicht nur am Arbeitsplatz, bei der Kindererziehung, bei Beziehungen usw. Es gibt keine starke Charaktere mehr, das wurde ausgemerzt, nur noch Weichlinge sind gefragt. Das und viel anderes sind die Folge von der überhandnehmenden Krankheit, die es eigentlich so gar nicht geben sollte. Eine Nachbarin von mir sitzt in ihrem Wohnzimmer und weint wenn es regnet. Unzufriedenheit ist auch ein Problem, dabei hat sie alles was ein zufriedener Mensch sich wünschen kann.

Depression - Prävention
Von Christiane Fux und Dr. med. Nina Buschek

Positiver Blick

Optimismus und eine positive Lebenseinstellung sind mächtige Schutzschilder gegen Depressionen. Ob jemand eine eher optimistische oder pessimistische Haltung hat, ist allerdings Teil des Charakters. Allerdings können auch eingefleischte Pessimisten ihre Weltsicht zum Positiven verändern. Beispielsweise, indem man sich bei negativen Gedanken und Erwartungen ertappt und sie hinterfragt. Wie ein Mensch die Welt wahrnimmt, ist immer auch eine Frage der Interpretation. Und die Welt positiver zu sehen, kann man lernen. Hilfreich für eine bessere Lebenseinstellung sind auch Rituale, in denen man sich gezielt die positiven Erlebnisse vor Augen führt. Schreiben Sie sich zum Beispiel jeden Abend mindestens drei Dinge auf, die an diesem Tag positiv zu verbuchen sind. Selbst dann, wenn der Tag ein rabenschwarzer war.


http://www.netdoktor.de/Gesund-Leben/Pr ... 11627.html


Wenn ich mich in desem Zusammenhang einmal selbst zitieren darf:
"Gerade solche Äußerungen, ... , sind mit großer Vorsicht zu genießen, weil nämlich dadurch ganz harmlose, depressive Menschen zu mutmaßlichen (Massen-)Mördern stigmatisiert werden. Dazu gab es weiter oben von mir schon einen Beitrag mit weiteren Angaben und weiterführenden Informationen. Das muss unter allen Umständen vermieden werden. Denn gerade schwer depressive Menschen richten ihre Aggressionen, wenn überhaupt welche vorhanden sind, für gewöhnlich gegen sich selbst und nicht gegen andere. Das muss hier einmal klargestellt werden. Es hat sich hier um eine Ausnahme gehandelt, die so nur selten vorkommt."

Es müssen bessere Kontrollen und Untersuchungen stattfinden, die konsequent durchgeführt werden müssen, aber eine Stignatisierung aller von Depressiven Episoden Betroffenen darf keinesfalls erfolgen.Wie schon einmal erwähnt, lassen sich auch terroristische Anschläge nicht zu 100 % vermeiden.
Es ist also Nonsens alle Depressiven von verantwortungsvollen Berufen fernhalten zu wollen, nur weil die entfernte Möglichkeit besteht, dass mal einer als Ausnahme wirklich zum Suizidalen wird, der einen erweiterten Suizid an Unbeteiligten vornimmt. Das kann auch in anderen Lebensbereichen vorkommen, wie bei Geisterfahrern auf der Autobahn, etc. . Diese Ansicht würde konsequenter Weise dazu führen, dass Depressive generell vom allgemeinen Leben ferngehalten werden müssten und ist damit nicht diskussionsfähig...
Zuletzt geändert von Excubitor am Di 14. Apr 2015, 12:52, insgesamt 2-mal geändert.
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