Seine Frau eröffnete noch im August und Oktober 89 mehrere Konten und Bankschließfächer in der Schweiz. Das Bankschließfach in der West-Berliner Bank wurde vor dem Mauerfall von einem russischen Kurier gefüllt und nachdem Mauerfall von einer West-Berlinerin mit Vollmacht wieder geräumt. Über das Vorgehen der SED wurde er Ende November, Anfang Dezember von Vogel informiert. Die letzten Kontounterlagen nahm er am Tag seiner Flucht mit als er von Vogel über das weitere Vorgehen der Staatsanwalt informiert wurde.
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/b ... 19182.htmlAm 29. August 1989 spricht eine Frau Sigrid Gutmann in der West-Berliner Scheurmann-Bank a~n Ku damm vor. Sie will unter ihrem Namen ein Bankschließfach eröffnen. Scheurmann-Direkor Labom kennt die Dame -- es ist Schalcks Ehefrau, die in seiner Bank schon seit einigen Jahren nur unter ihrem Mädchennamen verkehrt. Am Vortag hatte Ungarns Außenminister Gyula Horn der DDR mit-. geteilt, daß Ungarn in Kürze die Landesgrenze zu Österreich für die im Lande befindlichen DDR-Bürger öffne. Für Schalck war damit klar, daß die DDR nicht mehr zu retten ist. Das Schließfach wird in den folgenden Wochen gefüllt. Schalcks persönlicher Kurier, Peter Dimitroff, erinnert sich in einer Vernehmung, versiegelte Umschläge zur Ku damm-Bank gebracht zu haben. Auch der Züricher Bankier Max Moser von der Bank für Handel und Effekten, ein Vertrauter der Schalcks, bekommt im Herbst ,89 Order aus Ost-Berlin.
"Im November 1989 deutete Schalck mir gegenüber an, daß er eines Tages von seinen Partnern in der Bundesregierung Hilfe bräuchte", erinnert sich Karl-Heinz Neukamm, Direktor des Diakonischen Werkes Stuttgart und im Häftlingsfreikauf enger Partner Schalcks. "Er bat mich, dieses Ansinnen Seiters und Schäuble anzutragen." Daß Schalcks Bitte vor allem in Geheimdienstkreisen der Bundesrepublik auf Zustimmung stieß, ist durchaus nachvollzlehbar. Erstens stand dem Westen mit ihm ein exzellenter Kenner der DDR-Innereien zur Verfügung, ein in den Wendewirren nicht zu unterschätzendes Faustpfand. Andererseits fieß sich mit dem "Abschuß" Schalcks auch der bislang für deutsch-deutsche Geheimgeschäfte zwar nützliche, mit seinen zum Teil unaufgeklärten Auslandsverbindungen nun aber gefährlich werdende Bereich Kommerzielle Koordinierung lahmlegen.
Aber schon am nächsten Tag, am Sonnabend, dem 2. Dezember 1989, können Schalck und seine Frau ungehindert nach Stuttgart fliegen -- obwohl seit zwei Tagen ein Haftbefehl beim DDR-Generalstaatsanwalt bereitliegt. In Stuttgart trifft sich Schalck mit Neukamm, dem Prases des Diakonischen Werkes, und eröffnet ihm, daß er in die Bundesrepublik wechseln werde. Von Neukamms Wohnung aus ruft Schalck Schäuble an, versichert sich noch einmal seiner Unterstützung. Dann fliegt er zusammen mit seiner Frau nach Ost-Berlin zurück. Er räumt auf, trifft Kontenverfügungen, sichert Unterlagen, übergibt die Geschäfte. Die Stasi beobachtet derweil tatenlos aus Fahrzeugen und Wohnungen heraus die Ko-Ko-Zentrale. Kurz vor 23 Uhr erscheint in der Wallstraße Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, der direkt von einem Empfang in der Ständigen Vertretung in der Hannoverschen Straße kommt. Vogel richtet ihm aus, daß er noch eine Stunde Zeit habe, das Land zu verlassen.