... gegen die eigene BevölkerungFAZ.net (+) - "RUSSISCHE LEHRERIN ERZÄHLT: „Die ganze junge Generation wird zum Krieg erzogen“""01.07.2022-15:22
[...]
Am 24. Februar schauen sich Tochter und Mutter im unabhängigen, mittlerweile verbotenen Fernsehsender
Doschd an, wie Russland die Ukraine angreift. Maria Kalinitschewa durchforstet in den nächsten Tagen die
sozialen Medien, um sich ein eigenes Bild vom Krieg zu machen. Und kommt zu dem Schluss, dass Russland
das Nachbarland überfallen hat, weil es ihm einen unabhängigen Weg in Richtung Europa nicht zugesteht.
Als ihre Schüler aus der achten Klasse sie fragen, was sie von der sogenannten Spezialoperation der
russischen Armee hält, sagt die Lehrerin den 14 oder 15 Jahre alten Jugendlichen offen ihre Meinung. „Ich
habe gesagt, dass dort friedliche Menschen umgebracht werden“, berichtet sie bei einem Treffen mit der F.A.Z..
Kalinitschewa muss zur DirektorinDie Aussagen ihrer Lehrerin nehmen einige Schüler mit dem Handy auf, leiten sie an ihre Väter oder Mütter
weiter. Einige Eltern senden sie weiter an die zuständige Schulaufsicht im 190 Kilometer entfernten
Regionalzentrum Tschita. Kalinitschewa wird kurz darauf zur Schuldirektorin gerufen, sie erhält eine
Verwarnung wegen ihrer Aussagen. Entlassen wird sie nicht, es sei auch nicht so einfach, eine neue
Englischlehrerin zu finden, meint Kalinitschewa dazu. Doch verbietet ihr die Direktorin, sich weiter zu dem
Krieg zu äußern.
[...]
Doch Kalinitschewa hält sich nicht an das ihr auferlegte Verbot. Als die Schüler der achten Klasse, in der sie
Klassenlehrerin ist, sie nach den Vorgängen in der Ukraine fragen, sagt sie weiter ihre Meinung, auch wenn die
Schulbehörden längst Instruktionen geschickt haben, wie über die Spezialoperation gesprochen werden muss.
Dazu gehört etwa, dass die Ukraine die Krim zurückerobern wollte, dass russische Soldaten niemals zivile
Objekte angreifen würden, dass in Kiew die Faschisten an der Regierung seien und die Ukraine deshalb
entnazifiziert werden müsse.
Die Propaganda wirkt. Viele Schüler, so berichtet Kalinitschewa, hätten ihr gesagt, dass man die Ukrainer hassen,
vernichten oder töten müsse. Sie wiederholten das, was sie zu Hause von ihren Eltern hörten. Schon zuvor habe
sie wie alle anderen Lehrer Anweisungen bekommen, in welchem Rahmen der Krieg den Schülern zu erklären sei.
Man solle erklären, dass Putin die russischen Länder sammele und der Präsident ein großer militärischer Führer sei.
Dass der Westen entschlossen sei, die russische Heimat anzugreifen und zu erobern. Lehrer in Russland seien heute
Teil der Propagandamaschinerie, statt der Wahrheit müssten sie die offizielle Agenda des Kremls verbreiten, sagt
Kalinitschewa.
[...]
Furcht davor, abgeholt zu werdenIm Mai kommen Leute vom Inlandsgeheimdienst FSB an die Schule. Sie befragen Kalinitschewa. Die Lehrerin will
das Verhör mit dem Handy aufnehmen oder ein Protokoll anfertigen lassen, doch das lehnen die Geheimdienstleute
ab. Es gehe ja nur um ein Gespräch. Es stellt sich heraus, dass zwei Frauen im Ort die Parole „Net wojne“ („Nein
zum Krieg“) an die Türen der örtlichen Verwaltung geschrieben haben. Sie wurden dabei gefilmt, und einige
Bewohner wollen Kalinitschewa und ihre Mutter erkannt haben.
Die Herren vom Geheimdienst erklären, dass beide – unabhängig von der Losung – wegen Vandalismus verurteilt
werden könnten. Sie fragen danach, wie ihre Haltung zum Krieg ist und mit wem sie darüber geredet haben.
Kalinitschewa sagt, dass sie gegen Krieg sei. Später erfährt sie, dass die Leute vom FSB schon einmal in der Schule
waren, Lehrer und auch Schüler über sie befragt haben. [...]
Im Ort gehen Gerüchte um. Kalinitschewa wird gefragt, ob sie in die Ukraine fahren wolle zu den Faschisten, ob
sie dort gegen Russland kämpfen wolle. In der Schule beginnen einzelne Schüler, sich gegen sie aufzulehnen. Einige
weigern sich, an ihrem Unterricht teilzunehmen, weil sie nicht von einer Faschistin unterrichtet werden wollen.
Immer wieder malen Schüler den Buchstaben Z auf die Tafel, das Zeichen, mit dem in Russland der Krieg gegen die
Ukraine unterstützt wird. Mehrere Schüler weigern sich, der Aufforderung der Lehrerin zu folgen, die Tafel zu
säubern, oder berichten den Eltern, dass die Lehrerin sie dazu gezwungen habe.
Ein Junge sagt, er brauche kein Englisch, weil er sowieso nie nach Amerika reisen werde. Als Kalinitschewa ihm
antwortet, dass er irgendwann vielleicht doch einmal dorthin fahren werde, antwortet er: „Nur, um den (Präsident)
Biden zu töten.“
Am 25. Mai findet Kalinitschewa auf ihren Lehrerpult unter dem Klassenbuch eine tote Maus. Ein Mädchen aus der
sechsten Klasse gesteht die Tat. Von ihrer Freundin habe sie gehört, dass die Lehrerin eine Faschistin und Terroristin
und gegen Russland sei, deswegen habe sie das getan.
[...]
Reden will sie vor allem darüber, wie Kindern und Jugendlichen in Russland systematisch Hass eingetrichtert wird.
Der Westen müsse wissen, dass, selbst wenn man Putin besiege, es nicht einfach Frieden mit Russland geben werde.
„In Russland wird die ganze junge Generation zum Krieg erzogen“, sagt Kalinitschewa. Nicht Teil dieser Erziehung
zum Hass zu werden, das sei für die Lehrerinnen und Lehrer kaum möglich. „Die Lehrer sind einfach Geiseln des Regimes.“"
Siehe den vollständigen Artikel unter der Quelle:https://www.faz.net/aktuell/politik/inl ... sypWCb3ZcaKommentar
Das ist es, was westliche Politiker noch dringend kapieren müssen, die schon jetzt wieder beschwichtigend von einem
zukünftigen Umgang mit Russland faseln. Das russische Volk ist bereits großenteils und wird weiter verseucht von der
"Putler-Propaganda", um es ganz klar auf den Punkt zu bringen. Da könnte auf Generationen kein normaler Umgang
mehr möglich sein. Eine solche massive Gehirnwäsche eines ganzen Volkes lässt sich nicht einfach umkehren oder auch
nur wieder normalisieren.