Deutschlands einziges Männerhaus steht im brandenburgischen Ketzin. Das Haus ist ein abgelegenes Asyl im grünen Havelland für Männer, die Opfer partnerschaftlicher Gewalt wurden und nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll in ihrem Leben.
Frauen schlagen mindestens so häufig zu wie Männer Das Klischee des gewalttätigen Ehemanns ist erwiesenermaßen falsch. Wir brauchen auch für männliche Opfer professionelle Hilfe.
Von Gerhard Amendt
Wir reden zwar seit mehr als 20 Jahren über Gewalt, aber hauptsächlich unter der entlastenden Perspektive, dass ausschließlich Männer gewalttätig seien, dass Gewalt von Frauen gegen den Partner wie die Kinder davon ausgenommen sei. Vielmehr ist es zum beliebten Ritual geworden, Frauen und Kinder als eine ungeteilte Gemeinschaft von Geschädigten oder in der üblich gewordenen Redeweise als Opfer männlicher Gewalt zu beschreiben.
Er war ausgezogen, das Übergewicht männlicher Gewalttätigkeit einmal exakt zu erforschen.
Und zu seinem Erstaunen fand er etwas ganz anderes heraus: 12 Prozent der Männer und 11,6 Prozent der Frauen sind familiär gewalttätig. Schwer gewalttätig sind 4,6 Prozent der Frauen und 3,8 Prozent der Männer. Inzwischen haben mehr als 200 Studien vor allem aus den USA und Kanada diesen Sachverhalt bestätigt und ausdifferenziert.Und in der Kategorie der schweren Gewalt sind es Angriffe mit Messern, Schlagen, Würgen, Boxen mit der Absicht, den anderen körperlich zu verletzen etc. Auch in der Unterscheidung von schweren und leichten Gewaltformen besteht zwischen Männern und Frauen Symmetrie – eben kein Unterschied.
Gewalt in fast 24 Prozent aller Partnerschaften und Ehen
In einer der jüngeren repräsentativen Studien (aus den mehr als 200 erwähnten) des Center for Disease Control and Prevention in Atlanta, veröffentlicht im Mai 2007 im "American Journal of Public Health", wird dokumentiert, dass in fast 24 Prozent aller Partnerschaften und Ehen es zu irgendeiner Form von Gewalt kommt. In 50 Prozent der Fälle geht die Gewalt nur von einem Partner aus.
In der anderen Hälfte werden beide gemeinsam gewalttätig. Unter den 50 Prozent mit einem Alleinverursacher sind 70 Prozent Frauen.Der Autor ist Gründer des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung der Universität Bremen. 2011 erscheint sein Buch: "Bitte nicht schlagen! Gewalt in Partnerschaften und Familien".
© Axel Springer AG 2013. Alle Rechte vorbehalten
http://www.welt.de/debatte/article10847 ... enner.html