Das wurde durch Abstimmung auf dem Unterforum für Vereinsmitglieder als dritter offizieller strategischer Ansatz von Grundgesetz Aktiv e. V. beschlossen:
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Eine selbstkritische Betrachtung der Ergebnisse der bisherigen Bemühungen aller Gruppierungen der demokratischen außerparlamentarischen Opposition muss leider zu dem ehrlichen Eingeständnis führen, dass niemand auch nur den Anschein erweckt, dem Treiben der etablierten pflichtvergessenen Parteibuchseilschafter Einhalt gebieten zu können.
Die deutsche Demokratie erodiert in Erstarrung.
Um die Tür zu neuer politischer Bewegung aufzustoßen, scheint ein strategischer politischer Kunstgriff der Kategorie „Schlag durch den gordischen Knoten“ und „Ei des Kolumbus“ notwendig zu sein.
Grundgesetz Aktiv e. V. verfolgt seit über drei Jahren zwei verschiedene Ansätze ("Plan A" und "Plan B"), dem Volkssouverän verbesserte Möglichkeiten zu verschaffen, sich an der Wahlurne gegen die fortschreitende Zersetzung des Demokratieprinzips zu wehren.
Die erste Idee war die Gründung einer neuen Partei auf der Grundlage eines kleinen gemeinsamen Nenners für alle Verfassungsdemokraten. Dieser Gedanke kommt heute noch in der Struktur unserer Foren zum Ausdruck (1. Runde / 2. Runde). Für die Gründung einer ernstzunehmenden Partei hat aber die Anzahl unserer Mitstreiter nicht ausgereicht. Noch eine klitzekleine Splittergruppe mit dem Anspruch, eine politische Partei zu sein, hätte kaum jemand für voll genommen.
Die zweite Idee war die Unterstützung von bestehenden Kleinparteien mit einem in unserem Sinne demokratisch fortschrittlichen Programm. Eine Kooperation solcher Parteien mit dem Ziel, in einem Wahlbündnis die 5 % - Hürde anzugreifen und im Bundestag beharrlich die Einführung von Volksabstimmungen auf Bundesebene einzufordern, hätte aber ein aktives Mitwirken der Parteiführungen vorausgesetzt. Das blieb aus. Die Aktiven in den Kleinparteien setzen darauf, viele Wähler von der Richtigkeit aller einzelnen Punkte in ihren detaillierten Parteiprogrammen überzeugen zu können. Die Erfahrung zeigt aber, dass sie die allermeisten Bürger damit überfordern. Jede Aussicht auf eine radikal erscheinende politische Wende, auch eine radikal demokratische, lässt die meisten Menschen argwöhnen, dass sich der Aktionismus vermeintlicher politischer Exzentriker nachteilig für sie auswirken könnte.
Eine einzige gravierende politische Sachfrage bildet hier allerdings die große Ausnahme: Eine deutliche Mehrheit der Deutschen alle Wählergruppen übergreifend einschließlich der CDU / CSU – Stammwähler wünscht die Einführung von Volksabstimmungen auf Bundesebene.
Grundgesetz Aktiv e. V. schlägt deshalb vor, dass sich die bislang außerparlamentarische fundamentaldemokratische Opposition ab jetzt auf das Ziel der Einführung von Volksabstimmungen auf Bundesebene konzentriert, bei dessen Erreichung alle politischen Karten in Deutschland neu gemischt würden und alle anderen wichtigen Ziele voraussichtlich viel leichter erreichbar wären.
Da auch hier neben vielen Kleinparteien selbst größere Organisationen wie Mehr Demokratie e. V. (über 5.000 Mitglieder) seit ca. 10 Jahren auf der Stelle treten, wollen wir einen neuen methodischen Ansatz einbringen, mit dem das große Hindernis überwunden werden kann. Dieses Hindernis ist die Sperrminorität der Unionsparteien gegen Grundgesetzänderungen. Alle in den deutschen Parlamenten vertretenen Parteien außer der CDU / CSU haben sich offiziell für Volksabstimmungen auf Bundesebene ausgesprochen. Im Jahre 2002 wurde im Bundestag über das Thema abgestimmt, es hat sich eine Mehrheit der Abgeordneten für Volksentscheide auf allen Ebenen ausgesprochen, aber eben wegen der CDU / CSU – Abgeordneten keine 2 / 3 – Mehrheit.
Die Lösung des Problems liegt in den Ergebnissen von Umfragen zu dem Thema, die Mehr Demokratie e. V. bei einem Meinungsforschungsinstitut in Auftrag gegeben hat. Danach haben sich ca. 68 % der Bundesbürger für Volksentscheide auf Bundesebene ausgesprochen (in anderen Umfragen bis zu 80 %), aber auch 65 % der CDU / CSU – Wähler.
Dass diese Leute trotzdem CDU / CSU wählen, lässt sich nur dadurch erklären, dass ihre Abneigung gegen Sozialdemokraten, Grüne und Linke deutlich größer ist als ihr Wunsch nach mehr demokratischer Mitbestimmung und echter Autorität des Volkssouveräns. Dennoch ist dieser Wunsch vorhanden, sie geben nur der politischen Kontinuität und Sicherheit, die sie von der konservativen Volkspartei erwarten, den Vorrang.
Hier liegt nun die Chance, die Sperrminorität der Union gegen die Aufnahme plebiszitärer Elemente im Sinne des Art. 20 Abs. 2 GG (Wahlen und Abstimmungen) in das Grundgesetz zu durchbrechen:
Die neu zu bildende politische Formation muss sich unabhängig von den politischen Präferenzen ihrer eigenen Mitglieder bis zur Einführung von Volksabstimmungen auf Bundesebene auf konservative Inhalte festlegen, um den demokratisch anspruchsvolleren bisherigen CDU / CSU – Wählern die Sicherheit zu bieten, dass sie mit ihrer Stimme für diese neue Partei keinen möglichen Mehrheitsbeschaffer für SPD, Grüne und Linke wählen.
Eine Koaliton mit rot – grün muss also kategorisch ausgeschlossen und die Duldung einer schwarz – gelben Minderheitsregierung fest zugesagt werden. Nur in Sachen direkter Demokratie wird eben mit den anderen Parteien zusammen gestimmt, so dass in dieser einen Frage die Mehrheitsverhältnisse geändert werden können, ohne dass der einzelne Wähler die politischen Fronten komplett wechseln muss.
Nach Erreichung des Ziels müssten dann natürlich Neuwahlen erfolgen, denen die Neuordnung des politischen Programms der neuen politischen Formation nach den tatsächlichen innerparteilichen Mehrheitsverhältnissen voranginge. Während der Phase der Gewährleistung politischer Kontinuität durch Selbstbeschränkung muss natürlich kein Aktiver dieser Formation oder gar künftiger Parlamentarier mit seiner Meinung hinter dem Berg halten. Linke und libertäre Mitstreiter können und sollen im Zweifel auch ihrer Abneigung gegen den politischen Konservatismus Ausdruck verleihen. Es geht nur um die Sicherheit, die bisherige politische Vertreter von Volksabstimmungen auf Bundesebene konservativen Wählern nicht bieten konnten.