Politprofis wie Gregor Gysi sind in Talkshows gern gesehene Gäste. Gestern Abend war er zu einem Talk in WR. Der Saal proppenvoll, alle klatschten langanhaltenden Beifall, in dem Moment als die Tür aufging und er zum Vorschein kam. Zugegen war dazu ein Journalist aus Berlin, der Gysi u.a. Fragen über seine neue Rolle stellte. Wie es denn so sei, seit er nicht mehr der Fraktionsvorsitzende der Linken ist. Er wollte die Funktion an die jüngere Generation abgeben. Auch deshalb, weil er mehr Zeit für sich haben wollte. Die hat er aber trotzdem nicht. Termine, Termine, Termine - von morgens bis abends. Die Tage sind immer voll ausgelastet und Gregor Gysi ist bis ins Jahr 2017 hinein ausgebucht.
Er zeichnet sich als einen eloquenten Gesprächspartner aus, der es wunderbar versteht, eine Sache auf den Punkt zu bringen. Lösungsansätze werden dabei auch angeboten. Nur - und das ist meine Einschätzung - kaum von den anderen etablierten Parteien beachtet, eben weil sie aus der falschen Ecke kommen. Er referierte über die Asylpolitik und darüber, warum es so schwer ist, den Krieg in Syrien zu beenden und von der Gefahr, dass die Flüchtlingsströme wirklich unbeherrschbar werden könnten.
Gysi sprach über die Arroganz der EU, aber auch darüber, dass trotz aller Mängel, es sich lohnt, für die Einheit Europas zu kämpfen. Er meint wohl damit ein ganz anderes Europa, als das der jetzigen EU-Spitzenpolitiker.
Wenn die Briten austreten, wäre das für die EU verkraftbar. (Anmerkung von mir: Wahrscheinlich waren schon immer die Briten sowieso nur halbherzige EU-Mitglieder.)
Löste sich aber Frankreich von der EU, zögen andere Länder nach und der Zerfall wäre nicht mehr aufzuhalten.
Natürlich ging es auch um den Tortenwurf, das als Austausch von gegensätzlichen Meinungen nicht nur abzulehnen ist, sondern die Hilflosigkeit des Werfers zeigt. Auch Linksextremismus ist äußerst unangenehm und nicht tolerabel.
Kleiner Spaß von ihm nebenbei: Gregor Gysi hat bekanntlich zuerst den Beruf des Rinderzüchter gelernt. Er sagte sinngemäß dazu, dass dieser Beruf eine wichtige Voraussetzung für die Karriere eines Politikers ist. Denn er hat er das Melken von der Pike auf gelernt. Demzufolge auch, wie man den Steuerzahler melkt.
Gregor Gysi hat in der Pause Bücher signiert. Das ist jetzt das dritte Buch, was ich mir habe von ihm signieren lassen.