Ich bin wahrlich kein Freund der FDP und halte Herrn Brüderle für ebenso überflüssig wie seine gesamte Partei. Die Wirtschaft soll ihre Lobbyisten gefälligst selbst bezahlen und nicht auch noch vom Steuerzahler alimentieren lassen. So eine "Partei" braucht keine Demokratie der Welt.
Aber: Bei aller grundsätzliche Berechtigung von Kritik an frauendiskriminierenden Chauvi - Allüren muss man heutzutage in jedem Einzelfall genau hinsehen, ob wirklich ein Skandal vorliegt oder ob etwas skandalisiert werden soll. Derzeit schrumpfen die Marktanteile der klassischen Medien im Wettbewerb mit dem Internet und viele hauptberufliche Journalisten stehen unter existentiellem wirtschaftlichen Druck. Da ist die Versuchung groß, auf Kosten von Politikern und anderen Promis Auflagen und Einschaltquoten zu schinden und sich so für den eigenen Verlag oder Sender unentbehrlich zu machen.
Solange so ein Politiker seine Hände bei sich behält und im angeheiterten Zustand dummes Zeug erzählt, ohne tätlich zu werden, ist das m. E. nur gegenüber eigenen Mitarbeiterinnen unzumutbar, nicht aber gegenüber Journalistinnen, die aus der gelockerten Atmosphäre erhebliche Vorteile ziehen, weil angeheiterte Politiker ein wenig mehr erzählen als nüchterne.
Die Medienprofis könnten also mit der Skandalisierung eigentlich trivialer Vorgänge um des kurzfristigen Vorteils bei den Auflagen und Einschaltquoten Willen Quellen zum Versiegen bringen, die langfristig viel wichtiger sind.
Das Spielchen kennen wir ja schon von unserer Managerkaste. Es zählt nur noch die nächste Boni - Berechnung, für den langfristigen Unternehmenserfolg interessiert sich keine Sau mehr.
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