AlexRE hat geschrieben:Uel hat geschrieben:Natürlich ist es eine krachende Niederlage und eine diplomatisch getarnte Flucht. Alex Begründung träfe zu, wenn man entweder vor 18 Jahren oder direkt nach Bin Ladens Abschuss abgezogen wären, quasi in Siegerpose mit der halbwegs ernsthaften Drohung, bei zu bösartigen Verhältnissen die Säuberung zu wiederholen. .
Eigentlich habe ich keine große Lust zu dieser Diskussion und ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber so eine Analyse bar jeder Kenntis des Grundwesens dieses Konflikts und der jeweiligen strategischen Endziele der Kriegsparteien kann ich nicht so einfach stehenlassen.
Also, noch einmal ganz langsam zum mitdenken: Bin Laden hatte die Absicht, mit dem schwerstmöglichen Terroranschlag einen Gegenangriff der USA zu ERZWINGEN, um dann mittels Zermürbungskrieg wie zuvor gegen die Sowjets einen Abwehrerfolg zu erzielen und sodann aus der Position des Siegers und damit Vollstreckers von Allahs Willen die große Revolution in Saudi - Arabien und den Golfstaaten zu initiieren. Dieser Strategie waren die Taliban selbst nach Bin Ladens Tod noch dienlich, weil sie auch dann noch die Zugeständnisse verweigert haben, mit denen sie bereits den Einmarsch der Nato verhindert hätten: sich verbindlich zu verpflichten, keine Terroristen mehr zu beherbergen. Wenn sie das nach fast 20 Jahren Krieg nun doch noch nachgeholt haben, liegt das wohl daran, dass sie noch zermürbter sind als die Amerikaner. Das soll eine krachende Niederlage sein? Sorry da hört für mich jede Logik auf.
Man könnte allenfalls sagen, dass der Westen auf den Krieg gegen den Terror noch einen zweiten Krieg draufgesattelt hat nämlich den Versuch, den Afghanen mit Gewalt westliche Anschauungen aufzudrängen und die dortige Gesellschaft umzugestalten. Das konnte natürlich so nicht funktionieren und diesen "zweiten Krieg" haben sie ebenso verloren, wie sie den ursprünglichen Krieg gegen den Terror gewonnen haben.
Hinsichtlich der afghanischen Verbündeten des Westens bin ich allerdings auch eurer Meinung. Die im Stich zu lassen, ist eine Lumperei. Wenn es nach mir ginge, würden alle nordafrikanischen Passwegschmeißer, die sich als syrische Flüchtlinge ausgegeben haben, binnen kürzester Zeit mit der Hilfe arabischer Sprachexperten ausfindig gemacht und ausgewiesen werden, um Platz für die ehemaligen afghanischen Verbündeten zu schaffen.
Moin Alex!
Man kann das Thema hier beenden, nichts dagegen. Einiges muss ich noch loswerden zum Schluss.
Ich glaube nicht, dass das wichtigste Ziel für die USA die Zerschlagung von Al Qaida war. Und ich glaube auch nicht, dass sie das geschafft haben - unabhängig davon, welche Priorität das irgendwann hatte.
Da das Narrativ von 9/11 lautete und bis heute lautet, dass saudische Terroristen zwei Flugzeuge in WTC1 und WTC2 lenkten - und allem Anschein nach unabhängig davon, aber kurz darauf, irgendwie auch WTC7 einstürzte - und da man schlecht eine der größten Ölquellen, die Amerika mit Treibstoff versorgt, in die Steinzeit bomben konnte, ohne sich selbst substanziell zu schaden, wurde der Volkszorn auf ein paar Turbanträger mit AK-47 gelenkt, die sich in der Vergangenheit kritisch und aggressiv in Richtung USA geäußert hatten und sich mutmaßlich in Afghanistan aufhielten. Die Präsentation von Schuldigen ist immer wichtig, wenn es um die Bewältigung solcher kollektiven Traumata geht.
(Dabei halte ich es durchaus für möglich, dass in den vier namhaft gewordenen Flugzeugen Menschen saudiarabischer Nationalität mit finsteren Absichten in Bezug auf ihre Mitreisenden und die US-Nation saßen.)
Es ging also erstens um die Ablenkung von jenen, die hinter WTC7 stecken. Und zweitens ging es darum, worum es immer geht, wenn die USA einen Krieg führen:
Waffen verkaufen und dafür sorgen, dass sie verbraucht werden, um neue verkaufen zu können. Irgendwohin sind die astronomischen Summen ja geflossen, die dieser lange Konflikt die USA gekostet hat. Mögen Kriege wie in Vietnam und Afghanistan ruhmlos für die Nation USA geendet haben - US-amerikanische Gewinner hatten sie allemal, und für diese Gewinner war das entscheidend. Diese Kriege dürfen nur nicht auf das Homeland übergreifen, und deshalb legen sich die Vereinigten Staaten auch nur "über Bande" militärisch mit ihren ernstzunehmenden Rivalen Russland und China an. Sollte ihnen dieses Gambling einmal richtig entgleiten, wird niemand mehr da sein, der Fragen stellen könnte, z.B., wie eine Nation, die sich demokratisch nennt, sich derart dauerhaft in vielerlei Hinsicht selbst zur Ader lassen konnte. Habe fertig!
Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller als Ströme von Blut zu vergießen.
Lord George Gordon Noel Byron
Gesund bleiben !
Gruß Staber