Medien_und_Demokratie
Verfasst: Di 10. Feb 2009, 14:34
InterNet_als_politisches_Medium
Eine Interessante Analyse der derzeitigen Internetnutzung und seine Einflussmöglichkeiten im kommenden Wahlkampf als politisches Medium --- auf den Nachdenkseiten, den wichtigsten Teil zitiere ich im Folgenden:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=3754#more-3754
Berger vertritt die These, dass der große Unterschied zwischen den USA und Deutschland nicht etwa in der Struktur der Netzmedien bestehe, sondern in der Partizipation der Bürger am politischen System. In den USA herrsche bei der Netzgemeinde das Selbstverständnis vor, ein Teil des politischen Systems zu sein und es aktiv mitgestalten zu können. In Deutschland beschränke sich die politische Partizipation über das Netz meist auf die Kritik an der institutionellen Politik. Die politischen Blogs betrachteten sich nicht als aktive Mitspieler auf dem Spielfeld der großen Politik, sondern als Kommentatoren, die von der Tribüne aus Fehler und Schwächen erläuterten und bewerteten: „Das Publikum soll das Spiel besser verstehen. Weder die Zuschauer, noch die Kommentatoren geben sich der Illusion hin, selbst etwas am Spiel ändern zu können“, so Bergers Urteil über die deutschen Blogs.
Ich (Wolfgang Lieb von Nachdenkseiten) möchte dem Aufsatz von Jens Berger noch ein paar eigene Thesen anfügen:
I. Möglichkeiten und Grenzen von Blogs:
Blogs sind nach meiner Meinung – vielleicht neben Flugblatt oder Kleinverlagen oder dem Mittel der Demonstration - die einzig mir erkennbare Chance, mit denen sich einzelne ohne viel Kapital der „Vermachtung der Öffentlichkeit“ durch private oder kommerzielle Akteursgruppen, durch Staat, Parteien und Verbände und vor allem auch den wenigen monopolartigen Medienunternehmen entgegenstellen können und vom Mainstream abweichenden Meinungen eine Stimme und ein Forum bieten können.
Allerdings können Blogs derzeit allenfalls ein wenig Sand ins Getriebe der Maschinerie einer gesteuerten oder gelenkten Demokratie streuen.
Politische Blogs haben es bisher in Deutschland nicht leicht.
Unter den ersten 100 der deutschen Blogcharts finden sich nur ganz wenige im engeren Sinne politische Blogs, (Blogcharts). Unter den ersten 20 findet man gerade mal BildBlog, Stefan Niggemeier oder die NachDenkSeiten.
Danach kommt Bergers Spiegelfechter und ziemlich weit abgeschlagen folgen noch Readers Edition, blog.tagesschau.de, weissgarnix und ein npd-blog, der sich mit den menschenfeindlichen Einstellungen dieser rechtsradikalen Partei auseinandersetzt.
Einigermaßen erfolgreich sind Kampagnen-Blogs wie Campact oder Abgeordneten-Watch (da hilft der Sponsor Bonventure). Aber selbst wenn Campact es schafft, einige 10.000 Mails zu aktivieren, kann man noch kaum von einer Massenbewegung sprechen.
Auch die NachDenkSeiten haben schon mal Tell-a-Friend-Aktionen gemacht (d.h. die Weiterleitung von E-Mail Formularen). Das hat einige tausend Mails ausgelöst, aber von einer massenhaften Verbreitung sind wir noch weit entfernt.
Einigermaßen vom Publikum angenommen sind auch Austauschportale für Internet-Freaks:
Etwa netzpolitik.org (netzpolitik.org ist ein deutsches Blog über Themen der digitalen Gesellschaft, unter anderem staatliche Überwachung, Open Source-Software, Telekommunikationsgesetze sowie Creative Commons und eine freie Wissensgesellschaft. Netzpolitik.org wurde 2002 von Markus Beckedahl gegründet, der es noch heute betreibt).
Auch Basic Tinking, Nerdcore und viele andere sind eher Austauschportale für Internet-Enthusiasten. .............................