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Kittler: „Die sexuelle Revolution hat nicht gegriffen“
17.01.2011 | 18:37 | von Christoph Weinberger (Die Presse)
[...]Friedrich Kittler, einer der bedeutendsten und umstrittensten deutschen Kulturtheoretiker der Gegenwart, gastierte in Wien. Mit der „Presse“ sprach er über Venus, Ödipus und Jimi Hendrix.
[...]Friedrich Kittler: Die Liebe ist das, was uns in die Welt gesetzt hat. Eigentlich können nur Dichter und Liebende über die Liebe sprechen. Allein die Historie macht es möglich, theoretisch über sie zu spekulieren. Kurz: Die Geschichte hält uns Geschichten der Liebe vor.
[...]Schon Odysseus sehnt sich nach Penelopeia, während er in den Armen von Kalypso liegt. Das hindert ihn aber nicht daran, noch mal mit ihr zu schlafen! Erst Sappho erfindet das Lied der Liebe, das sehnsüchtige Lied, diesen Zaubergesang. Diese lyrische Form ist jene, die in die Ferne hinein wirkt.
[...]Unsere Kultur beruht auf Liebe! Wir haben Aphrodite von den Griechen übernommen und zur Jungfrau Maria transformiert. Im Alten Testament ist das noch anders: Jahwe ist eher der Gott des Zorns. Und wenn er seinen Bund schließt, dann ist das keine Liebe. Der bedeutet zwar Treue, aber keine Erotik.
Der wusste genau so wie die Griechen, dass Welterschaffung ohne Frauen nicht möglich ist.
Eine Alternative zum Atheismus ist ja der Polytheismus.
Das Schöne ist: An Aphrodite braucht man nicht zu glauben.
Wir alle wissen, dass es sie gibt.
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