Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Hier wird das wirtschaftspolitische Profil für die Zeit nach der 2. Parteigründung diskutiert.

Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon Sall May » Fr 12. Mär 2010, 14:17

Ein Märchen oder Realität? Schuldner zu schnell entschuldete machen schnell wieder neue Schulden? Wie soll das in der heutigen Zeit eigentlich gehen?

Schulden kann nur der machen, der über ausreichende Sicherheiten verfügt. Meistens werden Sicherheiten gefordert die weit über den Wert der z. B. Kreditsumme an sich stehen. Also, kann man sich überhaupt so schnell wieder neu verschulden?

Wer glaubt heute denn noch daran, dass die Schuldner von heute, eben auch die Privaten absichtlich ihre Schulden nicht bezahlen? Woher kommen diese Meinungen und Ansichten?

Bei Konsumschulden z. B. trägt da der Schuldner alleine die Schuld? Ging man nicht gerade an finanzschwache Menschen heran mit Solgan wie z. B.: "Kaufe heute, zahle morgen und bestimme die höhe deiner Raten selbst?" Geriet da nicht so mancher in eine Verklockung das zutun? Sind das nicht gerade die Angebote an die, die normalerweise keine Schulden mehr gemacht hätten?

Persönlich wäre ich im Traum nicht auf die Idee gekommen mir etwas zu kaufen, dass ich mir nicht leisten kann. Konsumschulden habe ich keine gemacht. Wohl aber dumme Schulden für ein Unternehmen und die Schaffung von Arbeitsplätzen, unter Fehlberatung einer Bank. Die mir heute das Leben sauer macht, weil ich mich zur Wehr setzte. Man verkaufe mir ein Produkt was ich nicht brauchte, und gab mir das Produkt das ich brauchte nicht. Man sagte mir, dass es die Frauenförderung wie von mir erbeten nicht gäbe. Als ich herausbekam das es so nicht stimme, da fing ich an mich zu wehren. Mit dem Endresultat das ich heute kein Bein mehr auf die Erde zu bekommen scheine.

Viel anderes geht es auch denen nicht die man zu Aktienspekulationen, Wertpapier und Anlagen riet, von denen die Leute gar nichts verstanden. Das sind heute viele unter uns die alles verloren und auf staatliche Hilfen angewiesen sind. Muss das so sein?

Ein Endverbraucher ist auf fachliche, anständige Beratung angewiesen. Ist im Schaden entstanden dann steht er meistens allein auf weiter Flur. Denn es scheint nach wie vor das Prinzip "David gegen Goliath" zu gelten, oder? Wie kommen wir da, die betroffen sind, je wieder heraus. Heraus ohne das wir noch zusätzlich abgestraft werden?
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Re: Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon AlexRE » Fr 12. Mär 2010, 14:25

Bei der sog. "Verbraucherinsolvenz" ist der Versuch einer aussergerichtlichen Einigung vor Eröffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrens gesetzlich vorgeschrieben.

Meines Wissens ist der Anteil der erfolgreichen Einigungsversuche gar nicht so verschwindend gering. Ein Insolvenzverwalter hat mir erzählt, dass eine Quote von 25 % der Gesamtschulden, die man etwa über Familiendarlehen abdecken kann, meist von den Gläubigern bzw. einer Mehrheit der Gläubiger akzeptiert wird.

Wenn nur eine Minderheit der Gläubiger (unter Berücksichtigung der Höhe der jeweiligen Einzelforderungen) dem aussergerichtlichen Vergleich widerspricht, ersetzt das Insolvenzgericht die Zustimmung dieser Gläubiger durch Beschluss.
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Re: Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon Sall May » Fr 12. Mär 2010, 14:31

Alex mir hatte ein User Sachkenntis gegeben, das zur Zeit genau diesbezüglich eine Umfrage gestartet werden sollte. Warum die Umfrage wenn es eindeutig geklärt ist?

Die soll man im übrigen hier finden, als auch die These das man es wohl nicht so klappt:

http://www.forum-schuldnerberatung.de/

Diese Info hatte mich veranlasst mal unsere alte Studie von vor über 5 Jahren anzumerken.
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Re: Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon AlexRE » Fr 12. Mär 2010, 14:45

Vielleicht gibt es noch keine zuverlässigen Zahlen zu den aussergerichtlichen Einigungsversuchen bzw. zu dem erfolgreichen Teil? Das würde mich nicht wundern, für aussergerichtliche Vergleiche wird doch bei keinem Insolvenzgericht eine Akte angelegt. Vermutlich gibt es noch überhaupt keine Statistik zu dem Anteil der tatsächlich abgeschlossenen aussergerichtlichen Vergleiche an der Gesamtzahl aller gesetzlich vorgeschriebenen Einigungsversuche.
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Re: Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon Sall May » Fr 12. Mär 2010, 15:13

Was schubsen wir die Bürger/Bürgerinnen hin und her. Ok, wir haben viele, viele Gesetze und auch Rechte. Doch die durchzusetzen ist so schwer für ganz viele geworden. Es kann sich nicht jeder einen Anwalt leisten. Nicht jeder versteht alles, nicht jeder hat die Kraft dazu.

Wie kann es nur angehen das Menschen in der Vielzahl nur noch klagen müssen? Es vergeht damit ein Menschenleben, in dem es auch Wichtigeres gibt. Oft scheint mir, dass die Bürger/Bürgerinnen meinen sich immer mehr die Rechte gegen den eigenen Staat, den sie ja voll finanzieren und aufrecht erhalten sollen, zu erklagen haben. Jedenfalls sagen mir das auch viele so.

Was einem zusteht sollte man selbstredend erhalten, und zwar ohne Anstrengungen. Sonst ist das alles keine Demokratie mehr, oder doch?

Es betrübt mich nicht erst seit heute, wenn ich die vielen Elendsfälle mitbekomme die nicht notwendig sind. Klar doch, die Anwälte verdienen gerne, doch es nimmt alles mittlerweile überhand. Die Bürger müssen die ihnen zustehenden Rechte einfach erhalten ohne Klagen zu müssen. Das auch z. B. im Fall von Kosten der Unterkunft bei Hartz IV.

Immer mehr Richter werden eingesetzt, immer größer wird der Verwaltungsapparat aber da draußen, da leiden unsere Mitmenschen und geraten immer mehr unter Druck und Angst?
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Re: Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon Sall May » Fr 12. Mär 2010, 15:13

Wir hatten dazu mal 2 Jahre lang Statistiken angelegt. Die kamen aber zu einem nicht schönen Ergebnis. Die meisten unter uns klagen schon lange nicht mehr gegen irgendwas, weil wir wissen das es hirnrissig ist. Man kann seine Zeit auch anders verbringen.

Wenn Gläubiger und Staat meinen sie müssen immer weiter klagen, sich nicht an das halten was Gesetz ist, dann bitte soll man sich auch nicht wundern das künftig immer mehr dem Staat auf der Tasche liegen werden. Selber schuld, oder?

Sorry, bin heute mal wieder geladen. Besonders da ich wieder über Fälle hörte, die man ernst zu nehmen hat, die immer tiefer ins Tal gejagt werden. Ich bin sauer weil ich nichts ändern kann. Fühle mich hilflos diesen Menschen gegenüber und auch in meinem eigenen Fall. Pfui, was ist bloß in Deutschland und überhaupt auf der Welt los?
Sall May
 

Re: Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon AlexRE » Sa 13. Mär 2010, 17:52

Ich habe mich auf Bürgermeinungen und auf dem Schuldnerberatungsforum zu einem konkreten Fall geäussert:
_____

Gast schrieb:
War auf dem hier erwähnten Forum. Lest mal das hier, und dann überlegt mal wie wichtig Leben, Lösungen u. Hilfen sind.

http://www.forum-schuldnerberatung.de/forumneu/showthread.php?p=502853#post502853


Mir ist gerade eingefallen, dass ich mir auf diesem Forum vor ein paar Monaten einen Nick zugelegt (GG146) und einen einzelnen Beitrag geschrieben hatte. Zu dem Thema des hier verlinkten threads dort habe ich mich deshalb auch einmal geäusstert.

Auf dem Schuldnerberatungsforum habe ich übrigens diesen Avatar gesehen *gg*

sparschwein.jpg
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Re: Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon Sall May » Sa 13. Mär 2010, 18:27

Der Beitrag sagt bei mir erstmal aus: Da wurde eine Frau krank wegen Druck von Banken, und unter Druck der Schulden. Sie verstarb und der Mann steht jetzt mit allen Problemen ziemlich alleine da.

Das es juristischer Hilfe bedarf ist selbstverständlich. Doch wird es in Deutschland nicht mal endlich selbstverständlich, das man auch im menschlichen Bereich hilft. Es darf gar nicht soviel Stress und Druck auf Menschen aufgebaut werden, das diese darunter erkranken oder gar sterben.

Da schreibt ein jetzt Anfang 40jähriger er hat keine Lust mehr am Leben. Das sollte jeden ganz stark und genau hinhören lassen. Außerdem benötigen die Menschen ausreichend Zeit zur Trauerarbeit. Auch das ist in Deutschland so gut wie nicht gegeben. Obwohl uns viele psychologisch gefärbte Sendungen und Abhandlungen, versuchen anderes zu suggerieren.

Der Verlust eines Partner, einhergehend mit der Verlust der Existenz, einhergehend mit der Isolation kann auch nicht nur mit Therapien, Ärzten oder Stationären Aufenthalten geholfen werden. Denn die Papiere, das Auflösen des Hausstandes, die Abwicklung der Selbständigkeit usw. die bleiben in solchen Fällen liegen. Die Menschen bekommen zusätzlichen, amtlichen und sonstigen Ärger. Vermeidbare Schäden vergrößer sich. Hier bedarf es Hilfeeinrichtungen die gezielt mit aktiver Hilfe, den Betroffenen zur Seite stehen. Hier bedarf es Karenzzeiten von 8 Wochen bis zu 12 Monaten, je nach Fall und Belastungsfähigkeit der Betroffenen.

In diesen Fällen, und es geht hier um Menschenleben, Gesundheit und Unversehrtheit des Körper, Geist, und Psyche. Das über allem zu stehen hat, alles andere hat zurückzustehen. Das muss ein Sozialsystem verkraften, alles andere geht in den Bereich der Körperverletzungen und mehr. Wir brauchen dringend neue Gesetze für diese Probleme, die werden nämlich seit Jahren täglich immer mehr.
Sall May
 

Re: Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon AlexRE » So 14. Mär 2010, 13:33

Sall May hat geschrieben:Da schreibt ein jetzt Anfang 40jähriger er hat keine Lust mehr am Leben. Das sollte jeden ganz stark und genau hinhören lassen. Außerdem benötigen die Menschen ausreichend Zeit zur Trauerarbeit. Auch das ist in Deutschland so gut wie nicht gegeben. Obwohl uns viele psychologisch gefärbte Sendungen und Abhandlungen, versuchen anderes zu suggerieren.


Hier könnte ich mal etwas Posititives anmerken: Die Anfechtung der Annahme der Erbschaft eines überschuldeten Vermögens - ausdrücklich oder durch Verstreichenlassen der Frist zur Ausschlagung der Erbschaft - ist ganz anders als in allen anderen Fällen von Fristversäumnissen sehr leicht und geht immer durch.
Der Stuttgarter OB Rommel:

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Re: Außergerichtliche Einigung im Schuldenfall?

Beitragvon Sall May » So 14. Mär 2010, 13:41

In der Tat ist das Positiv. Ein Freund u. Kunde von mir hatte da nicht soviel Glück, allerdings ging es nicht um ein Erbe.

Sein Sohn verunfallte tötlich beim Badeurlaub. Er erfuhrt das über Telefon, als er in seinem Restaurant stand. Es war der einzige Sohn, sonst war niemand mehr da. Er ist abgesackt, fing in der ersten Trauer an zu trinken und Beruhigungspillen zu nehmen. Die Konzessionen für den wirklich gut laufenden Betrieb mussten verlängert werden. Er konnte das nicht, man konnte es ihm in seiner Trauer echt nicht abverlagen. Seine Mitarbeiter riefen mich an und baten um Hilfe. Sie wollten den Betrieb aufrecht erhalten, auch mit eigenen finanziellen Mittel sofern erforderlich.

Ich brachte mich mit ein, nahm Kontakt zum dem Steuerberater des Betriebes auf. Ein Anwalt kam noch mit ins Team um uns zu beraten. Doch die Behörden und der Verpächter machten nicht mit. Die haben dicht gemacht, und den Betrieb an einen anderen übergeben. Die Konzessionen hatten wir ja auch nicht erhalten. Monate später fand eine ehemalige Servicekraft den Mitte 40jährigen tot in seiner Wohnung. Ende eines Arbeitsamen und oft nicht leichten Lebens.

Genau das ist es, was mir besonders zu schaffen macht. Denn von diesen Fällen kenne ich zuviele aus dem realen Alltag. Das bleibt nicht aus, da ich über 2 Jahrzehnte selbständig bin, und fast immer ausnahmslos mit hunderten von kleinen Selbständigen zutun hatte und habe, und zwar fast aller Branchen und Gewerke.

Ich kann und werde über solche Tatsachen nicht hinwegsehen. Das sollte keiner von uns dürfen. Auch über die Tatsache nicht, das wir genug Möglichkeiten hätten die kleinen Betriebe zu erhalten. Sie haben leider keine Lobby, sie schaffen es immer wieder es zu verschlafen sich eine solche zu schaffen. Diese Gruppe denkt meistens, dass sie arbeiten, arbeiten, arbeiten müssen und alles andere vergeudete Zeit sei. Erst wenn es sie selber hart erwischt kommt die eigentliche, und notwendige Besinnung. Leider oft zu spät. Leider oft so spät, da sie auch die Nerven verlieren und mit dem Leben nicht mehr klarkommen. Hier hat eine Gesellschaft, hier hat eine Politik Fürsorgepflicht. Dieser gilt es nachzukommen. Es geht nicht nur um Einzelschicksale, und selbst wenn es so wäre, dann wäre es ok. Denn wir reden über Leben, über Menschenleben.

Es geht auch darum, das massiv durch ist es nun falsches Verstehen oder an was mag es sonst liegen, fast schon grobfahrlässig Existenzen zerbrechen, Arbeitsplätze verloren gehen und zwar in großen Ausmaß uvm..

3,5 Mio. dieser kleinen Betriebe waren bislang das größte Rückgrat des deutschen Binnenmarktes. Leider kommt es in der Öffentlichkeit so kaum in die Diskussion, oder?
Sall May
 

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